Zwar schloss der Hafen das erste Quartal mit einem Wachstum ab, doch beim Stückgut waren die Folgen der Pandemie bereits zu spüren. Ein digitales Armband soll die Mitarbeiter vor der Ansteckung mit Corona schützen.
Im ersten Quartal 2020 liefen 3.476 Seeschiffe den Hafen von Antwerpen an, etwa 1,2% weniger als im ersten Quartal 2019. Das meldete der Hafen in seiner Pressemitteilung vom 10. April.
Bruttotonnenmaß dieser Schiffe sank um 3,4% auf 98 Millionen. Der Hafen, der jährlich etwa 238 Millionen Tonnen internationale Seefracht umschlägt rechnet damit, die Folgen der Pandemie im kommenden Quartal mehr zu spüren, aufgrund annullierter Abfahrten, der Einstellung wichtiger Industriesektoren in Westeuropa, wie z.B. des Automobilsektors, und veränderter Konsummuster. In der Pressemitteilung hieß es, globale Produktions- und Logistikketten seien durch den Ausbruch von Covid-19 gestört. Viel werde davon abhängen, wie schnell die Industrie wieder anspringen kann und wie schnell sich das Vertrauen der Verbraucher erholt.
Digitale Lösung für 1,5 Meter-Wirtschaft
Um Coronainfektionen am Arbeitsplatz zu vermeiden, testet Europas zweitgrößter Hafen ein Sicherheitsarmband. Hierfür schließt sich der Hafen, der direkt und indirekt insgesamt rund 143.000 Arbeitsplätze bietet und einen Mehrwert von mehr als 20 Milliarden Euro erwirtschaftet, mit dem Technologieunternehmen Rombit zusammen. Rombit hat den Romware Covid Radius entwickelt, ein digitales Armband, das soziale Distanzierung und Kontaktverfolgung gewährleisten. Der Hafen von Antwerpen werde der erste sein, der mit dem innovativen Armband arbeitet. Es soll helfen, die strengen Vorschriften der Weltgesundheitsorganisation (WHO) einzuhalten und gleichzeitig die Privatsphäre der Arbeitnehmer zu respektieren. Der Hafen, der vor kurzem ein Projekt mit dem Sicherheitsarmband Romware ONE gestartet hat, wird nun als erster die zusätzlichen Corona-Funktionalitäten wie Abstandseinhaltung nutzen. Jacques Vandermeiren, CEO Port of Antwerp: "Innovation und digitale Transformation sind in Krisenzeiten von entscheidender Bedeutung. Es ist essentiell, dass der Hafen weiter betrieben wird und dass unsere Mitarbeiter sicher arbeiten können. Deshalb sehen wir einen großen Wert in dieser Lösung, und ein Team von operativen Mitarbeitern wird bald mit dem Armband arbeiten". John Baekelmans, CEO Rombit: "Die neue 1,5-Meter-Wirtschaft ist auf zuverlässige Werkzeuge angewiesen. Wir setzen daher alles daran, das modifizierte Sicherheitsarmband so schnell wie möglich in einer großen Auflage auf den Markt zu bringen“.
Güterumschlag wächst im ersten Quartal
Die Auswirkungen der Krise auf das erste Quartal blieben eher begrenzt. Hier waren die endgültigen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und damit auf den Warenfluss im Hafen von Antwerpen noch nicht zu sehen. Der Gesamtumschlag des Antwerpener Hafens stieg im ersten Quartal um 4% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, hieß es in der Pressemitteilung. Insbesondere der Zuwachs beim Containerumschlag kompensierte den Rückgang bei anderen Warenströmen wie konventionellem Stückgut und Fahrzeugen. Die Auswirkungen der Coronakrise waren in diesen ersten drei Monaten des Jahres nur begrenzt spürbar.
Containerverkehr nimmt weiter zu
Mit einem Wachstum von 9,5% in TEU und 9,4% in Tonnage bleibt der Containerverkehr das bei weitem größte Segment im Antwerpener Hafen. Es gab eine Zunahme von Pharmaprodukten und E-Commerce, und die Nachfrage nach gesunden und lang haltbaren Lebensmitteln nimmt weiter zu. Mit Ausnahme eines leichten Rückgangs aus dem Fernen Osten (-2,2%) verzeichneten alle Transportgüter ein starkes Wachstum.
Breakbulk seit letztem Jahr unter Druck
Die globalen Handelskonflikte beeinflussen die Warenströme im Stückgut-Segment seit Mitte 2019 negativ. Daraus ergibt sich ein Gesamtrückgang von 27,8%, wobei die Importe noch stärker betroffen ist als die Exporte. Der Stillstand im Automobilsektor wirkte sich doppelt negativ auf den Breakbulk-Umschlag in Antwerpen aus: nicht nur die Stahllieferungen gehen zurück, sondern auch der Neuwagenumschlag (-18%). Insgesamt setzt der Umschlag von Eisen und Stahl, der wichtigsten Warengruppe innerhalb dieses Segments, mit einem Rückgang von 36,8% seinen negativen Trend fort. Der RoRo-Gesamtumschlag sank um 20,3%.
Schüttgut hält Status quo
Der Umschlag von Trockenmassengut nahm am Ende des ersten Quartals leicht um 1,2% zu. In diesem Zeitraum wurde aufgrund der zunehmenden Spekulation auf diesem Markt dreimal mehr Kohle verschifft als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Darüber hinaus verzeichnete der Metallschrott ein leichtes Wachstum, während die anderen trockenen Schüttgutprodukte, wie Düngemittel, Erze und Sand zurückgehen. Flüssiggut blieb Ende März mit -0,7% weitestgehend stabil, trotz der wirtschaftlichen Verlangsamung und schwankenden Ölpreise. Der Umschlag von Chemikalien nahm in Europas größten integrierten Chemie-Cluster um 4% zu, Erdölderivate stiegen um 1,3%, während das Rohölsegment Ende März um 13,5% zurückging.