Die Stiftung Idea stellte ihr Jahresgutachten vor.
Die wirtschaftliche Entwicklung in Luxemburgs steht angesichts einer Vielzahl nationaler und globaler Herausforderungen, auf dem Prüfstand. Das zeigt das am 21. März vorgestellte Jahresgutachten der Stiftung IDEA in Luxemburg. Neben der Analyse der Wirtschaft im Großherzogtum, stellte IDEA auch die Ergebnisse der jährlichen Umfrage „IDEA Economic Consensus“ vor, die die Meinungen von 120 Führungskräften verschiedener Branchen einholt.
Vincent Hein, der Direktor der Stiftung IDEA, würdigte auf der Pressekonferenz vom letzten Donnerstag die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft inmitten der turbulenten Schocks der Pandemie. Das meldete die Luxembourg Times am 22. März in einem Artikel. Er unterstrich jedoch die vorherrschende Unsicherheit, die von geopolitischen Ereignissen herrührt, insbesondere von den Auswirkungen des Konflikts in der Ukraine. Er betonte, dass diese Ergebnisse mit der allgemeinen Stimmung in der Gesellschaft übereinstimmen.
Branchen unterschiedlich betroffen
In dem Jahresgutachten heißt es, dass die Resultate 2023 eine Rezession in Luxemburg bedeuten. Die Bruttowertschöpfung der luxemburgischen Wirtschaft sank im Jahr 2023 um 1,4%, wobei die Entwicklungen in den einzelnen Branchen sehr unterschiedlich aus. Die drei wichtigen Branchen Luxemburgs zeigen einen Verlust auf: die Finanzdienstleistungen (-7%), das Baugewerbe (-7,4%) und Transport/Lagerung (-7,7%). Der Industriesektor erholte sich (+3,3%). nach einem starken Rückgang im Jahr 2022 (-7%), wobei die nachlassenden Spannungen auf den Energiemärkten eine günstige Rolle gespielt haben könnten. Das Hotel- und Gaststättengewerbe weist ebenfalls eine positive Dynamik auf (+6,1%), obwohl die Wertschöpfung des Sektors um 15% unter dem Vorkrisenniveau bleibt, was wahrscheinlich auf die seit 2022 gestiegenen Kosten (Lebensmittel, Energie, Löhne) zurückzuführen sei. Die Wertschöpfung im Einzelhandel ist für das zweite Jahr in Folge rückläufig (-2,2%).
Der Bericht geht insbesondere auf die Entwicklungen im Immobilienmarkt ein. Der Rückgang der Kaufkraft für Immobilien in der Größenordnung von 30 % führte zum Rückgang der Nachfrage nach Wohnungen. Demnach ging die Zahl der Transaktionen im Altbau (-36%) und Neubau (-70%) deutlich zurück. Das Regierungsziel, 6000 neue Wohnungen pro Jahr fertigzustellen sei in weite Ferne gerückt, hieß es in dem Bericht.
Umfrage bei führenden Wirtschaftsakteuren
Dies und die geopolitisch weltweit schwierigen Bedingungen stimmen die führenden Wirtschaftsakteure pessimistisch. Die Ergebnisse der Umfrage „IDEA Economic Consensus“ unterstreichen die weit verbreiteten Sorgen in allen Branchen. Die Befragten äußerten Zweifel an der Wirksamkeit staatlicher Initiativen, am Potenzial für Produktivitätssteigerungen und sorgten sich um den Staatshaushalt. 55% der Befragten glauben an ein Staatsdefizit von über der luxemburgischen Schallgrenze von 30% im Jahr 2029. Nur 6% der Teilnehmer glauben an eine Wachstumsrate von mehr als 2% des BIP für 2024.
Über 60 % der Befragten nahmen eine Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit Luxemburgs über die letzten 10 Jahre wahr und führten dies auf tief verwurzelte strukturelle Hindernisse zurück, wie z. B. Wohnungsknappheit und Herausforderungen im Zusammenhang mit Telearbeit.
Die Befragten sprachen sich für ökologische Nachhaltigkeit aus und forderten verstärkte staatliche Investitionen in den Übergang zu grüner Energie. Darüber hinaus zeigte sich ein Konsens bei der Befürwortung wichtiger politischer Reformen, einschließlich der Senkung der Immobilienpreise und der geplanten Änderungen des Rentensystems innerhalb eines Zeitraums von drei Jahren.
Das IDEA-Jahresgutachtgen 2024 analysiert die sozioökonomische Lage in Luxemburg, aufgrund der wichtigsten Parameter der Wirtschaftstätigkeit, des Arbeitsmarktes und der öffentlichen Finanzen des Landes. Außerdem wird darin die im Februar 2024 durchgeführten IDEA Economic Consensus Umfrage vorgestellt.