Interview mit Georges Lentz Jr., der neue Präsident der AHK debelux und geschäftsführendes Vorstandmitglied der Brasserie Nationale Luxembourg, die das Bier Bofferding braut.
Als geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Brasserie Nationale Luxembourg schaffte es der heute 70-Jährige, eine Luxemburger Traditionsmarke auf dem Weltmarkt einzuführen und erfolgreich zu behaupten. Zudem engagiert sich der Unternehmer seit Jahrzehnten für die bauliche Weiterentwicklung und Erhalt seiner Heimat Luxemburg.
/ Die Brasserie Nationale kann 256 Jahre Markengeschichte aufweisen. Wie schafft es Bofferding weltweit bekannt und erfolgreich zu sein?
Georges Lentz Jr.: Opportunität (andere sagen es sei Glück) ist schon ein wichtiger Teil des Erfolgs. Aber Opportunität und Erfolg kommen nur durch harte Arbeit und gut motivierte Mitarbeiter.
/ Wie wichtig sind Ihnen Heimat und Ihre Wurzeln in Luxemburg?
Unser Stammhaus ist in einem der ältesten Viertel der Stadt Luxemburg angesiedelt. Leider ist das Wort alt auch ein Synonym für, trostlos, vernachlässigt. Um dem entgegenzuwirken, lag es an unserer Brauerei genau hier zu investieren und mit gutem Beispiel voranzugehen. Auch das hat geklappt: Heute sind wir sehr stolz darauf, dass die Altstadt Luxemburgs mit ihren historischen Stadtvierteln bereits seit 1994 zum Unesco Weltkulturerbe gehört
/ Was bedeutet Netzwerke knüpfen und der Austausch mit anderen Unternehmern für Sie?
Ohne Netzwerke und offenen Ideenaustausch kommt man nicht voran. Wie gesagt, Opportunität erkennt man nur, wenn man die Augen offen hält, aufgeschlossen und neugierig ist. Austausch ist der Anfang jeder neuen Initiative.
/ Welche Bedeutung haben der deutsche und belgische Markt für den Export von Bofferding?
Belgien ist für Bofferding seit längerer Zeit der große Handelspartner. Heute kann man sogar behaupten, dass Luxemburg und Belgien so verknüpft sind, dass es kein spezieller Markt mehr ist, sondern eine Erweiterung des lokalen Marktes. Der deutsche Biermarkt ist sehr kompliziert durch die vorhandenen Überkapazitäten und niedrigen Preise. Das bedeutet aber nicht, dass wir keine starken Beziehungen zu Deutschland haben. In der Brauereibranche sind die deutschen Zulieferer Spitze.
/ Haben Sie auch persönlich eine Beziehung zu Deutschland?
Ja klar: Unsere Brauerei ist seit ein paar Jahren Mitglied der Freien Brauer. Ein Verbund führender, unabhängiger Familienbrauereien hauptsächlich aus Deutschland. Persönlich habe ich eine wunderbare Beziehung zu Deutschland, Freunde und Familie (mein Schwiegersohn) kommen aus Deutschland. / Was möchten Sie als Präsident der AHK debelux erreichen bzw. worauf den Fokus legen? Wirksamkeit, Effizienz und Nähe. Ein paar jüngere (und weibliche) Mitglieder würden uns sicher gut tun. / Was wünschen Sie sich als exportierender Unternehmer für die Wirtschaft in der Großregion bzw. für den grenzüberschreitenden Handel generell? Man redet viel vom europäischen Markt, Markt ohne Grenze usw., aber da bleibt meiner Meinung nach noch viel zu tun.
/ Vielen Dank, für das Gespräch, Herr Lentz.
Biographie:
1975 stieg Georges Lentz Jr. bei dem Familienunternehmen Funck-Bricher ein, das seit 1764 in Luxemburg Bier braute. Der damals 26-Jährige wirkte aktiv an der Fusion der Brauerei Bofferding in Bascharage mit, aus der die Brasserie Nationale Luxembourg hervorging, deren Leitung Lentz 1986 übernahm und noch heute als geschäftsführendes Vorstandsmitglied innehat. Er trug maßgeblich zur Expansion der Brasserie Nationale bei, dies sowohl in Luxemburg, als auch in der Großregion und im Ausland, unter anderem in China und den USA.
Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit, ist er zudem Mitglied im Vorstand der Privatbank „Banque de Luxembourg“, die auch in Brüssel und Gent Filialen unterhält. Außerdem hat Lentz Jr. 2017 den luxemburgischen Investitionsfonds für Immobilien, LLC Real Estate, mitgegründet. Ab 1976 setzte er sich zudem entscheidend für die Erhaltung und Renovierung des historischen und ältesten Luxemburger Stadtviertels „Grund“ ein.
1977 war Lentz Jr. außerdem Gründungsmitglied der „Fédération des Jeunes Dirigeants“ in Luxemburg (Luxembourg Federation of Young Business Leaders), die Arbeitsgruppen, Veranstaltungen und Erfahrungsaustausch sowie effiziente Unternehmensführung auf wirtschaftlicher und sozialer Ebene fördern will.
Foto: Georges Lentz eröffnet die moveIT-Konferenz am 14. November in Luxemburg.