Die Umsetzung der neu erarbeiteten Lokalisierungsvorschriften für die Automobilindustrie wird die russische Automobilindustrie grundlegend verändern und davon wird ganz Europa profitieren, so Alexei Rachmanow, Leiter der Abteilung für Automobilindustrie und Landmaschinenbau im Ministerium für Industrie und Handel, bei einem Roundtable-Gespräch mit Vertretern der deutschen Automobil- und Zulieferindustrie in der AHK Russland am 1. Juli.
Der russische Automobilmarkt entwickelt sich in allen Sparten rasant. Allein im Zeitraum Januar bis Mai 2011 hat der Gesamtmarkt um mehr als 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zugelegt. Mit großem Abstand am besten, verkaufen sich Fahrzeuge ausländischer OEM aus russischer Montage. Die Unternehmen mit lokalisierter Fertigung oder Partnerschaft mit einem russischen Hersteller sind die Gewinner und für die Zukunft bestens aufgestellt. Denn, wenn die Prognosen zutreffen, wird Russland 2020 der größte Automarkt Europas werden. Jeder OEM, der in Russland produziert, wird als russischer Hersteller angesehen. Wie weit seine Fertigungstiefe geht kann er selbst entscheiden.
Die russische Automobilindustrie wird sich nur in Partnerschaft mit den ausländischen Partnern entwickeln. Das Wachstum des russischen Marktes lässt auch die Zulieferindustrie in Europa mitwachsen. Denn auch auf lange Sicht werden viele, insbesondere der komplizierteren Komponenten weiterhin in Westeuropa gefertigt werden.
Überhaupt hält Rachmanow die Vorbehalte der EU und auch der USA, die neuen Regeln seinen nicht WTO konform, für ehr emotionaler Art und nicht rational begründet. Der Importanteil bei fertigen Fahrzeugen und Komponenten wird trotzdem hoch bleiben. Denn die höchste Fertigungstiefe wird lediglich bei den Autos angestrebt, die nur für den russischen Markt entwickelt und hergestellt werden, so wie der Polo Sedan, Fiat Linea, Ford Fokus, Renault Logan etc. Die Erfüllung der Anforderungen erfordert eine forcierte Entwicklung der einheimischen Zulieferindustrie, der sich das Ministerium verstärkt widmen wird. Außerdem schütze die Entscheidung, dass Russland die chinesischen OEM nicht auf den russischen Markt zugelassen hat, den gesamten europäischen und amerikanischen Automarkt.
Rachmanow ruft die Hersteller ausdrücklich zum Dialog mit dem Ministerium auf. Nur im partnerschaftlichen Dialog und in genauer Kenntnis der Bedürfnisse kann man zu positiven Ergebnissen für beide Seiten kommen. Ein wichtiger Schritt ist die Einigung auf eine verbindliche Formel zur Bestimmung des Lokalisierungsgrades und klarer Verpflichtungen.
Rachmanow signalisierte auch Bereitschaft, mit der Industrie gemeinsam Lösungswege für andere Probleme zu suchen. Neben der schlecht entwickelten Zulieferindustrie ist dies besonders der Mangel an qualifiziertem Personal der unteren und oberen Ebene.
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