Russlands WTO-Beitritt bietet gute Möglichkeiten für die deutsche Wirtschaft. Das Interesse am Land wächst im Gefolge der Euro-Krise. Regierungsprogramme und Großereignisse bie-ten Geschäftschancen für deutsche Unternehmen. 18 Prozent mehr Exporte nach Russland. Reformen sind weiterhin dringend geboten.
Nach den DUMA- und Präsidentschaftswahlen hat sich die russische Regierung konstituiert. Die entscheidende Frage ist, wie schnell werden die Ministerien die notwendigen Reformen in die Praxis überführen. Mit dem Beitritt zur WTO kann und muss sich Russlands Wirtschaft deutlich dynamischer entwickeln, gleichzeitig wird der Marktzugang für ausländische Unternehmen einfacher. Die meisten Zollsätze sinken, internationale Normen und Standards müssen schneller eingeführt werden, die internationalen Regeln zum Schutz geistigen Eigentums garantieren mehr Sicherheit. „Die deutsche Wirtschaft erwartet mit dem Beitritt zur WTO deutlich mehr Handlungsspielraum und fairen Wettbewerb und Preise. Wir sind sehr optimistisch, dass damit der Drang nach Russland noch weiter steigt, allerdings darf der Staat keine neuen protektionistischen Maßnahmen beschließen, die Investoren verunsichern würden“, so Michael Harms, Vorstandsvorsitzender der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer. Die geplante Abwrackgebühr für Automobile ist in diesem Zusammenhang ebenso ein falsches Signal wie die bis 2015 geplante Vervielfachung der Steuern auf die Gasförderung.
Dass das Interesse am russischen Markt weiter wächst, zeigen die über ein Milliarde Euro Investitionen deutscher Unternehmen 2012 und die zahlreichen Lokalisierungsprojekte – auch in den Regionen. Damit werden strategische Entscheidungen für die Zukunft getroffen. Die Schwäche der europäischen Absatzmärkte rückt Schwellenländer wie Russland noch weiter ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Während die deutschen Exporte in die EU-Länder im ersten Quartal um 2,8 Prozent sanken, stiegen sie in Drittländer um 6,8 Prozent an (Destatis). Russland ist liquide, der Staat als größter Auftraggeber hat Investitionsprogramme in Höhe von einer Billion Euro aufgelegt und die zahlreichen wirtschaftlichen und sportlichen Großereignisse bieten gute Geschäftschancen vor allem für hoch spezialisierte deutsche Mittelständler.
Die Zugkraft des russischen Marktes zeigen die gestiegenen Exporte nach Russland. Im ersten Quartal 2012 lieferten deutsche Unternehmen Waren im Wert von 8,7 Milliarden Euro nach Russland. Das entspricht einer Steigerung von knapp 18 Prozent, die Exporte nach China stiegen im gleichen Zeitraum um sechs Prozent. Spitzenreiter sind die Automobilwirtschaft, der Maschinen- und Anlagenbau, die chemische Industrie, Erzeugnisse der Elektroindustrie und Gesundheitswirtschaft.
Putin hat sowohl als Präsident als auch als Ministerpräsident immer die herausragende Bedeutung Deutschlands als Partner hervorgehoben. Sein erster Auslandsbesuch gilt deshalb auch Deutschland. „Deutschland ist ein entscheidender Partner für die Modernisierung Russlands. Das weiß auch Wladimir Putin. Sein wirtschaftspolitischer Kurs lässt wenig Neues erwarten, aber er steht auch für Berechenbarkeit und Konstanz. Was wir wollen, sind tief greifende Reformen bei den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die konsequente Bekämpfung der Korruption und die Öffnung des Marktes“, so Harms. „Die deutschen Unternehmen setzen voraus, dass sie Geschäfte nach international akzeptierten Compliance-Regeln auch in Russland realisieren können. In dieser Hinsicht bleibt noch viel zu tun.“
Die Angebote zum gemeinsamen deutsch-russischen Handeln liegen auf dem Tisch. Nicht zuletzt in den Bereichen Aus- und Weiterbildung, Forschung und Entwicklung und bei der weiteren Anpassung des gesetzlichen Regelwerkes. Dafür steht Deutschland mit seiner gesamten Innovationskraft und Erfahrung als qualifizierter und prädestinierter Partner bereit.
Kontakt: Jens Böhlmann
Leiter Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 007 495 234 49 50
E-Mail: boehlmann(at)russland-ahk.ru