„Sie werden in mir immer einen Anhänger der Auslandshandelskammern finden“

13.12.2010

Das Warten hatte sich gelohnt! Mit etwa 40 Minuten Verspätung traf ein sichtlich gut gelaunter Bundespräsident Christian Wulff am 12. Oktober zu einem Abendessen mit Unternehmensvertretern auf Einladung der AHK im Hotel Ritz Carlton ein. Zurückgehalten hatten ihn die länger als erwartet geführten Gespräche mit Präsident Medwedjew und Premierminister Putin, aus denen der Bundespräsident positive Eindrücke mitbrachte.

 

Der Bundespräsident konnte den Abend mit guten Neuigkeiten eröffnen: Nach wie vor seien Deutsche stets äußerst gefragte Gesprächpartner in Politik und Wirtschaft in Russland. Die Bedeutung Russlands als einer der wichtigsten Handelspartner Deutschlands unterstreiche auch die hochkarätige Wirtschaftsdelegation, die ihn begleite. Die Offenheit im Meinungsaustausch mit Präsident und Ministerpräsident sei ein gutes Zeichen für die Bereitschaft zur Veränderung. Deutschland werde auch von der russischen Seite als der herausragende Partner im Transformationsprozess angesehen.

Nicht mit erhobenem Zeigefinder, sondern im Dialog und Informationsaustausch versuche er das zu vermitteln, was man an Deutschland schätze. Dazu gehören der hervorragend aufgestellte Mittelstand, das duale Beraufausbildungssystem, ein klares Rechtswesen, das sehr gut funktionierende Kommunalwesen, fairer Wettbewerb, hohe Qualitätsanforderungen (z.B. auch in der Energieeffizienz) und die herausragende Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements, so Wulf.

 

Die Bedeutung der deutschen Wirtschaft in Russland unterstrich auch Dr. Heinrich Weiss, Präsident der AHK in seiner Begrüßungsrede. Mit über 6.000 Unternehmen sei die deutsche business community die größte ausländische Gemeinschaft. Umso wichtiger sei es, dass es eine starke Interessenvertretung gibt und „die AHK mit ihren über 700 Mitgliedern und fast 60 Mitarbeitern agiert wie ein mittelständisches Unternehmen“, betonte Weiss. Dem stimmte Bundespräsident Wulff uneingeschränkt zu: „Ich erachte die Auslandshandelskammern als äußerst bedeutsam und flankiere als Politiker die Interessen der Wirtschaft.“

 

„Made in Germany“ hat in Russland einen hohen Stellenwert, darauf wurde der Bundespräsident schon bei seiner Ankunft in Scheremetewo, wo Hochtief den neuen Terminal gebaut hat, aufmerksam gemacht. In ihren Statements konnten die Unternehmensvertreter eine positive Bilanz ziehen. Nach dem Krisenjahr 2009 können die meisten wieder auf volle Auftragsbücher verweisen und blicken zuversichtlich in die Zukunft.  In Kaluga ist die Vollproduktion erfolgreich angelaufen und Siemens liefert Züge nach Sotschi und baut Transformatoren in Woronesch, um nur zwei Beispiele zu erwähnen. Allerdings berichteten die Unternehmensvertreter dem Bundespräsidenten auch von den Problemen, die das Arbeiten in Russland oft mühsam machen. Das Fehlen eines funktionierenden Mittelstandes, die untransparente Zollpolitik, fehlende Unterstützung bei der Lokalisierung, Protektionismus und Korruption wurden kritisch erwähnt.

 

Gefragt nach den Ergebnissen seiner Reise gab sich Bundespräsident Wulff zuversichtlich. Noch sei nach jedem seiner Besuche in Russland am Ende ein gutes Resultat herausgekommen: 1996 die Eröffnung des Hotels Osnabrück in Twer, 2006 die Eröffnung des Volkswagen-Werks in Kaluga. „Also lassen Sie mich auch diesmal nicht hängen“, so die Ansage von Christian Wulff.

Dr. Heinrich Weiss, Präsident der Deutsch-Russischen AHK, Bundespräsident Christian Wulff, Dr. Dietrich Möller, Präsident und CEO Siemens Russland und Zentralasien, Michael Harms, Vorstandsvorsitzender der Deutsch-Russischen AHK (v.l.n.r.)