In turbulenten Zeiten müssen sich kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) behaupten: Sie müssen ihre Strategie anpassen, um ihre langfristigen Ziele zu erreichen und ihre Position zu stärken. Wie kann eine grenzüberschreitende Übernahme dabei helfen?
Die Welt scheint sich schneller als je zuvor zu verändern und die aktuellen Krisen stellen uns vor neuen Herausforderungen.
Warum gerade jetzt über Strategie nachdenken?
Zeiten des Übergangs und Krisen bringen nicht nur Herausforderungen mit sich. Konzentriert man sich nur auf das Überleben und den Erhalt des Status quo, verpasst man die Chancen, die sich gerade jetzt bieten. Eine Krise macht deutlich, welche Bedeutung ein starker Partner hat. Deshalb sind Firmenchefs offener für eine Beteiligung oder Übernahme.
Wie sehen die strategischen Optionen denn aus?
Nach einem Jahrzehnt des Offshorings, also der Produktionsverlagerung in Niedriglohnländer, setzte fünf bis zehn Jahren ein Trend zum Reshoring oder Nearshoring ein. Betriebe begannen die Produktion zurückzuholen, aufgrund gestiegener Lohnkosten in Ländern wie China und langer Transportketten, aber auch wegen Aspekten wie kürzeren Markteinführungszeiten, geringeren Lagerbeständen und Währungsrisiken. Hinzu kommt, dass viele Produkte technisch immer fortschrittlicher werden, so dass die Zusammenarbeit mit regionalen Partnern immer wichtiger wird. Und vergessen Sie nicht die Robotisierung und Digitalisierung 4.0. Dies bietet neue Möglichkeiten, die Ketten effizienter und weniger anfällig zu machen. Aber Unternehmer entdecken nun auch neue Märkte und Möglichkeiten in ihrer Nähe. Deshalb ist jetzt ein guter Zeitpunkt, das Spielfeld zu überdenken und neue Möglichkeiten zu entdecken.
Wie passt eine deutsch-niederländische Firmenübernahme in dieses Bild?
Es gibt natürlich viele Möglichkeiten, die Eintrittsstrategie in einen ausländischen Markt zu gestalten. Sie können zum Beispiel einen Großhändler oder Vertriebspartner suchen, einen eigenen Vertrieb aufbauen oder gleich eine eigene Niederlassung gründen. Sie können aber auch ein bestehendes Unternehmen übernehmen. Ihre Anfangsinvestition mag dann größer sein, aber Sie springen auf einen fahrenden Zug auf, so dass Ihre Gesamtkosten unterm Strich meist viel niedriger sind. Sie haben sofort einen Kundenstamm und qualifizierte Mitarbeiter, die den jeweiligen Markt gut kennen und mit Gesetzen und Vorschriften vertraut sind. Das verhindert Ausfallkosten und spart zudem viel Zeit. Darüber hinaus gibt es im Nachbarland vielleicht attraktive Produktionsfaktoren, spezifisches Know-how oder innovative Technologien.
Und vergessen Sie nicht, mit einem Handelsvolumen von 215 Mrd. Euro in 2023 sind die Niederlande europaweit wichtigster und weltweit drittwichtigster Handelspartner für Deutschland.
Eine grenzüberschreitende Geschäftsübernahme klingt allerdings kompliziert. Ist das auch so?
Wenn man genügend Erfahrung hat und weiß, wo die Fallstricke liegen können, ist ein Akquisitionsprozess leicht zu überschauen. Alles steht und fällt mit einem guten Kandidaten. Deshalb arbeiten wir Schritt für Schritt mit einem detaillierten Maßnahmenplan. Als erstes erstellen wir ein passendes Suchprofils, auf dessen Basis wir mithilfe von Datenbanken und unseres Netzwerks eine Longlist zusammentragen. Danach filtern wir die vielversprechendsten Kandidaten für die Shortlist heraus, sprechen sie an und vereinbaren ein Erstgespräch. Anschließend wird ein vertrauliches Informationsdossier erstellt, das alle wesentlichen Daten für eine globale Unternehmensbewertung enthält. Nunmehr können die Verhandlungen beginnen und eine Due Diligence folgt.
Das klingt, als ob grenzüberschreitende Firmenübernahmen nur etwas für größere Unternehmen sind.
Sowohl in den Niederlanden als auch in Deutschland gibt es viele KMU-Chefs aus der Babyboom-Generation, die keine Nachfolge innerhalb der Familie oder der Belegschaft haben. Deshalb gibt es in beiden Ländern viele interessante mittelständische Firmen, die für eine Nachfolge durch Übernahme oder Beteiligung in Frage kommen.