Die Niederlande sind für ihren Geschäftssinn bekannt - und das schon seit Jahrhunderten. Aber wo fängt man an, wenn man als KMU die Grenze überschreitet? NLinBusiness.com begleitet Unternehmer seit vielen Jahren bei ihren Schritten ins Ausland. Jetzt setzen sie auf digitale Partnervermittlung. Laut der neuen Geschäftsführerin, Anita Blankestijn, ein anspruchsvolles Projekt.
Blankestijn steht seit September letzten Jahres an der Spitze von NLinBusiness.com. Diese Organisation ist eine Initiative des Arbeitgeberverbands VNO-NCW und unterstützt von Den Haag aus Unternehmer bei ihrer Geschäftstätigkeit im Ausland. Dank ihres großen weltweiten Netzwerks (zu dem auch die Deutsch-Niederländische Handelskammer gehört) können sie Unternehmer schnell mit dem richtigen Ansprechpartner im gewünschten Land verbinden. Und das soll zunehmend auf digitalem Wege geschehen.
Mehr Einblick und bessere Vorbereitung
„Die Digitalisierung war einer der Gründe, warum man mich gebeten hat, hier einzusteigen“, erklärt die neue Direktorin. „Ich habe technische Betriebswirtschaftslehre studiert und dann bei mehreren großen Unternehmen den Sprung in die Digitalisierung gewagt. So habe ich bei PostNL mit dem E-Commerce begonnen und bei Aegon den Online-Vertrieb für Bank- und Rentenprodukte aufgebaut. Das Tolle an der Digitalisierung ist, dass man komplexe Sachverhalte transparent und IT nutzen kann, um ein Produkt besser oder einfacher zu machen.“ Das will sie auch bei NLinBusiness tun. „Denn für Unternehmen ist oft vieles unklar, wenn sie die ersten Schritte über die Grenze wagen wollen. Wir sehen, dass Unternehmer es oft einfach versuchen, aber am Ende auf unerwartete Hindernisse stoßen.“
Sie erklärt, dass dies oft mit kulturellen Unterschieden zusammenhängt. „Was in den Niederlanden als selbstverständlich gilt, kann im Ausland ganz anders sein, und dafür muss man nicht einmal weit weg gehen.“ Laut Blankestijn beginnt es mit der richtigen Anrede. „Ein Unternehmer hat zum Beispiel eine eher joviale E-Mail an einen potenziellen ausländischen Handelspartner geschickt und eine sehr formelle Antwort zurückbekommen. Dann ist der Start schon mal nicht gut.“ Als weiteres Beispiel nennt sie ein niederländisches Unternehmen, das „Borrelplankjes“ (eine Art Getränketafeln) anbietet. „Damit wollten sie nach Belgien gehen, aber in Belgien haben sie keine Ahnung, was ein Borrelplank ist.“ Neben diesen kulturellen Unterschieden sind es auch die ganz praktischen und greifbaren Unterschiede, zum Beispiel in Bezug auf Gesetze und Vorschriften, die den niederländischen Unternehmern klar gemacht werden müssen.
Digitaler Marktplatz für Unternehmer
Um diese Einsicht zu gewährleisten, setzt NLinBusiness jetzt verstärkt auf digitale Tools, unter anderem auf ihren digitalen Marktplatz. Dies erleichtert den Internationalisierungsprozess für Unternehmen und sorgt für Transparenz. Blankestijn erklärt, dass sie dabei sind, den Marktplatz um ein Online-Matchmaking-Tool zu erweitern. „In diesem Tool wählen Sie das Land, für das Sie sich interessieren, den Sektor, in dem Sie tätig sind, und die Dienstleistung, die Sie benötigen. Dann erhalten Sie mehrere Optionen mit geeigneten Organisationen oder Einzelpersonen, die Sie kontaktieren können. Auf diese Weise können Unternehmer Fallstricke vermeiden und werden sofort mit den richtigen Kontakten in einem bestimmten Land verbunden.
NLinBusiness konzentriert sich mit diesem Tool vorerst auf Frankreich und Deutschland. „Dies sind unsere größten Handelspartner und daher gute Länder, um das Tool zu testen“, erklärt Blankestijn. Denn die Zahl der NLinBusiness-Partnerländer ist groß: „Wir bedienen 43 Länder. Das sind die Länder, in denen das Interesse der Wirtschaft am größten ist, und das sind daher auch die Länder, in denen wir Hubs und andere Kontakte haben.“
Und wird jetzt alles digital? „Natürlich veranstalten wir auch unsere internationalen Geschäftstage und führen traditionelle Telefonate“, sagt Blankestijn. „Aber indem wir uns auf die Digitalisierung konzentrieren, erwarten wir, dass wir mehr Unternehmern noch besser helfen können. Außerdem erhalten wir dadurch einen Einblick in das, was die Unternehmer suchen, zum Beispiel durch ihr Klickverhalten. So können wir den Marktplatz und das Tool ständig optimieren und Unternehmer schneller zum internationalen Erfolg führen.“