Eine Produktionszeit von 60 bis 100 Monaten, 350.000 Teile und eine Lebensdauer von 30 Jahren. Ein U-Boot ist ein komplexes System, und der Bau keine leichte Aufgabe. Das deutsche Unternehmen thyssenkrupp Marine Systems weiß das ganz genau. Seit den 1960er Jahren hat das Unternehmen 179 U-Boote in fast 30 Länder verkauft - ein weltweiter Rekord. Für den Bau und die Wartung setzt der Marktführer ständig neue Technologien ein, wie zum Beispiel den 3D-Druck.
„Der 3D-Druck kann für jede industrielle Anwendung eingesetzt werden und bietet die Möglichkeit, wirtschaftlicher zu arbeiten“, erklärt Corinna Bischof. Sie ist Expertin für 3D-Druck im TechCenter Additive Manufacturing von thyssenkrupp Marine Systems, das seit 2017 besteht und sich ausschließlich mit dem 3D-Druck beschäftigt. Bischof sagt, dass sie in den letzten Jahren mehr als 300 Projekte in einer Vielzahl von Anwendungsbereichen durchgeführt haben. „Vor allem für U-Boote und die Industrie, aber wir stellen auch Teile für zivile Organisationen her, zum Beispiel Anbauteile für Messgeräte für Forschende."
Anwendungen für Regierungen, Unternehmen und Forscher
So führen sie beispielsweise Gespräche mit der deutschen Regierung über ein unbemanntes Unterwassersystem, das militärische Altlasten in der Ostsee aufspüren soll. Holger Isbrecht, Vice President Sales bei thyssenkrupp Marine Systems, erklärt, dass dort nach dem Zweiten Weltkrieg eine Menge Munition versenkt wurde. „Mit dem System können wir zum Beispiel Munition orten, bergen und entschärfen.“ Der Kernbereich von thyssenkrupp Marine Systems ist das Militär, aber Isbrecht erklärt, dass das Unternehmen auch Systeme liefert, um zum Beispiel Fischbestände zu überwachen. „Das Wissen und die Erfahrung, die wir haben, teilen wir gerne mit anderen Organisationen oder Anwendungen.“ Was den Unterschied in der Zusammenarbeit mit Regierungen und Verteidigungsministerien im Vergleich zu zivilen Organisationen betrifft, erklärt Bischof, dass dort im Allgemeinen spezielle Standards gelten. „Das gilt für den 3D-Druck, aber auch für die gesamte Produktion - wir müssen sie Schritt für Schritt genau dokumentieren und überprüfen.“
Mobile 3D-Druckstationen
Aber egal, wofür man druckt, der Prozess bleibt derselbe, und ob es sich um Ersatzteile oder Komponenten für den Brennstoffzellenbereich handelt, vieles ist möglich, so Bischof. „Wir schauen uns immer ganz genau an, welche Anforderungen die Teile erfüllen müssen und welche Vorteile wir durch die Fertigung mittels 3D-Druck erzielen können. Als weltweit erstes Unternehmen können wir dank unserer zertifizierten 3D-Druck-Produktionsanlage für die Seefahrt die hohen Standards im U-Boot-Bau garantieren.“ Isbrecht erklärt, dass thyssenkrupp Marine Systems mehr bietet als nur die Lieferung von Teilen. „Wir arbeiten derzeit auch an mobilen Lösungen für den 3D-Druck, mit denen unsere Kunden, die benötigten Ersatzteile selbst drucken und somit noch schneller einsetzen können.“ Bischof fügt hinzu, dass sie darüber hinaus auch mit Lieferanten zusammenarbeiten. „Wir prüfen bei jedem Teil, ob es sinnvoll ist, dieses bei uns vor Ort auf der Werft in 3D zu drucken oder ob es Vorteile hat, das Teil bei einem qualifizierten Dienstleister fertigen zu lassen.“ Sie fügt hinzu, dass jeder Lieferant, mit dem sie zusammenarbeiten, seinen eigenen Schwerpunkt hat, wodurch sie sich gut ergänzen.
Neue Technologien
Aber nicht nur der 3D-Druck, sondern auch die gesamte Technologie der U-Boote entwickelt sich, wie in anderen Branchen auch. Für die Zukunft sieht Isbrecht mehr unbemannte U-Boote, die dank einer guten Energieversorgung länger unter Wasser bleiben können. „Wir arbeiten viel an der Brennstoffzellentechnologie und anderen Formen der Energieversorgung. Auch hier kommt 3D-Druck zum Einsatz“, sagt er. Diese Beispiele zeigen die unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten und machen die Vielfalt dieser Technologie auch für künftige Einsätze hochinteressant.
Deutsch-Niederländisches Industrieforum
Aus diesem Grund kommt thyssenkrupp Marine Systems am 8. Februar zum Deutsch-Niederländischen Industrieforum. Sowohl Bischof als auch Isbrecht haben gute Erfahrungen mit der Zusammenarbeit mit den Niederländern gemacht. „Wir sind Nachbarn, leben Seite an Seite und haben die gleiche Mentalität“, sagt Isbrecht. „Wie viele andere europäische Länder sind auch die Niederlande technologisch sehr stark.“
Genug Gründe, um deutsche und niederländische Unternehmen in Eindhoven zusammenzubringen. Sind Sie an einer Zusammenarbeit im Bereich 3D-Druck interessiert oder möchten Sie mehr über die Möglichkeiten erfahren? Dann melden Sie sich an. Auf diesem Forum werden wir erörtern, wie die Digitalisierung und die additive Fertigung zur Lösung der globalen Optimierung von Lieferketten beitragen können.