Der Hurrikan Ian hat auf Kuba mindestens drei Menschenleben gefordert und für einen Stromausfall im ganzen Land gesorgt. Derweil wird aufgeräumt und der Schaden beziffert.
Einige Tage, nachdem Wirbelsturm Ian als Hurrikan der Kategorie drei von fünf mit heftigen Regenfällen und Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 km/h den Westen Kubas heimgesucht hat, wird langsam das Ausmaß der Schäden deutlich. Mindestens drei Menschen sind bei dem Sturm ums Leben gekommen. Das meldete das staatliche Onlineportal Cubadebate. Drei Menschen waren beim Einsturz ihrer Häuser gestorben; die genauen Umstände des dritten Todesopfers wurden zunächst nicht genannt.
Die kubanische Regierung ist weiterhin damit beschäftigt, die Schäden zu verifizieren und den Wiederaufbau zu organisieren. Der Schwerpunkt liegt dabei zunächst auf der Wiederherstellung der Stromversorgung, die am Dienstag (27.9.) vollständig zusammengebrochen war und die Insel komplett im Dunkeln ließ. Es war das erste Mal seit Menschengedenken, dass die gesamte Insel ohne Strom war.
Die Hauptursachen für die Schäden sind zahlreiche gebrochene Strommasten und Spannungsleitungen sowie beschädigte Transformatoren, sagte eine Sprecherin des staatlichen Stromversorgers UNE. Der technische Direktor des Unternehmens, Lázaro Guerra, erklärte im kubanischen Fernsehen, das nationale Elektrizitätssystem werde sich allmählich erholen, indem das Land zunächst in drei Zonen aufgeteilt werde, die dann später zusammengeschaltet würden. Am Sonntag (02.10.) war nach Angaben der Behörden in Havanna in 95,3 Prozent der Haushalte der Strom wiederhergestellt.
Über die genauen materiellen Schäden lagen am Freitag (30.9.) noch keine genauen Zahlen vor. Allein in der besonders betroffenen Provinz Pinar del Río sollen laut der spanischen Nachrichtenagentur Efe rund 50.000 Häuser beschädigt sein, fast die Hälfte des gesamten Wohnungsbestands. In einigen Gemeinden liegt die Quote nach Angaben staatlicher Medien sogar bei bis zu 80 Prozent. Die durch den Wirbelsturm verursachten Schäden erstrecken sich auch auf die Landwirtschaft. Auch hier gibt es noch keine abschließende Übersicht. Das staatliche Unternehmen Tabacuba berichtete, dass etwa 5.000 Lagerhäuser zum Trocknen von Tabakblättern beschädigt wurden. Einige der wichtigsten Tabakfarmen im westlichen Teil des Landes wurden verwüstet; staatliche Medien berichten von erheblichen Schäden im Tabaksektor von San Juan y Martinez.
Das kubanische Landwirtschaftsministerium legte am Donnerstag (29.9.) vorläufige Zahlen zu den durch den Hurrikan Ian verursachten Schäden vor. In dem Bericht der kubanischen Nachrichtenagentur ACN heißt es, dass 8.583 Hektar (ha) Ernten beschädigt wurden, darunter 5.233 ha Bananen, 937 ha Maniok, 27 ha Süßkartoffeln, 280 ha Mais, 112 ha Tomaten, 26 ha Kürbisse, 48 ha Gurken, 154 ha Bohnen, 35 ha Gemüse, acht Hektar Zwiebeln, acht Hektar Paprika, 313 ha Reis und 1.350 ha Kaffee. Auch die Schadensaufnahme in der Geflügelzucht war aufgrund des schwierigen Zugangs zu den Standorten, der fehlenden Kommunikation und der fehlenden Stromversorgung noch nicht abgeschlossen. Ersten Meldungen zufolge wurde in der Provinz Pinar del Rio rund 80 Prozent des Geflügelbestandes in Mitleidenschaft gezogen.
Im Einzel- und Großhandelssystem wiederum waren vorläufigen Daten des Ministeriums für Binnenhandel zufolge mehr als 700 Objekte betroffen, darunter Lagerhäuser, Geschäfte, Baustoffläden und gastronomische Betriebe. Alle verfügbaren Ressourcen des Sektors würden für den Wiederaufbau eingesetzt, hieß es.
Derweil boten die Vereinten Nationen (UN) Kuba Nothilfe an. Man sei in Kontakt mit den Behörden des Landes, um auf die festgestellten Bedürfnisse zu reagieren. Nach Angaben der UN wurde Kuba trotz knapper Ressourcen bereits Lebensmittel und andere Produkte angeboten, die in einer ersten Hilfsphase vorbereitet wurden. Die mexikanische Regierung schickte Flugzeugladungen mit Geräten und Materialien für den Elektrizitätssektor.
Die Delegation der Deutschen Wirtschaft hat eine Spendeaktion der Internationalen Schule Havannas und der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Kuba für die vom Hurrican betroffenen Familien unterstützt.