Deutschland
Konjunktur

Lage der Unternehmen bleibt sehr kritisch

12.05.2020

60 Prozent der Betriebe in Deutschland leiden weiterhin unter einer gesunkenen Nachfrage, 43 Prozent unter stornierten Aufträgen. Mehr als ein Drittel der deutschen Firmen müssen die Investitionen zurückschrauben.

Trotz weiterer Lockerungen bleibt die Lage der deutschen Unternehmen in der Corona-Krise sehr kritisch, das ergab eine Umfrage des DIHK Anfang Mai.

Die Untersuchung beruht auf den Antworten von mehr als 10.000 Unternehmen. Bei fast der Hälfte von ihnen standen die Geschäfte während des Shutdown ganz oder teilweise still.

Mit den Lockerungen Ende April hat jeder vierte der Befragten den Betrieb wieder aufgenommen. Von den aktuell noch geschlossenen Unternehmen geben 80 Prozent an, ihre Geschäfte sofort oder innerhalb der nächsten zwei Wochen wieder starten zu können.

Re-Start mit viel Mehraufwand verbunden

"Die Unternehmen möchten jetzt endlich wieder loslegen und anpacken", fasst DIHK-Präsident Eric Schweitzer die Stimmung zusammen. "Die Auflagen zum Gesundheitsschutz bedeuten für sie aber deutlich mehr Aufwand bei höheren Kosten und weniger Umsatz." Deshalb sei es wichtig, dass die Betriebe an anderer Stelle entlastet würden.

"Wir können die Schockstarre des Shutdown überwinden, wenn wir jetzt gemeinsam eine neue Kultur des Zutrauens entwickeln", so Schweitzer. "Da sind wir alle gefordert – auch die Politik. Denn der Weg raus aus der Krise bleibt holprig, und die Pandemie-Krise wird tiefe Spuren in den Bilanzen hinterlassen."

Noch ein weiter Weg bis zur Gesundung

Der DIHK-Umfrage zufolge rechnen 80 Prozent der Betriebe für das gesamte Jahr mit einem Umsatzrückgang – Industrie, Bauwirtschaft und die Dienstleister in der Breite sind also ebenfalls betroffen. Jeder Vierte befürchtet dabei sogar ein Minus von mehr als 50 Prozent. Über ein Drittel der Unternehmen erwartet zudem frühestens für 2021 eine Rückkehr zur bisherigen Geschäftslage, jeder 20. Betrieb rechnet sogar damit, dass das nie der Fall sein wird.

"Das zeigt, vor welch enormen Herausforderungen wir jetzt stehen", warnt Schweitzer. "Bis zur Gesundung unserer Wirtschaft ist es noch ein weiter Weg." Die Betriebe wollten hierzu aber ihren Beitrag leisten: "So stellt der Umfrage zufolge rund jedes vierte Unternehmen sein Geschäftskonzept auf andere Produkte und Kundengruppen um oder fokussiert neue Absatzwege. Jeder dritte Betrieb setzt zudem auf eine verstärkte Digitalisierung im Unternehmen. "

Betriebe aller Branchen und Größen betroffen

Die betrieblichen Auswirkungen der Corona-Pandemie – auch das zeigt die Umfrage – ziehen sich quer durch alle Branchen und Größenklassen. Zwar geht der Anteil derer, die Umsatzrückgänge erwarten, im Baugewerbe, im Großhandel und bei unternehmensbezogenen Dienstleistern leicht zurück.

Dagegen spitzte sich zuletzt die Lage dort zu, wo wegen Schließung oder Reisebeschränkungen bis zuletzt gar nicht gewirtschaftet wurde: bei Reisebüros und -veranstaltern, bei Busunternehmen, aber auch in Hotels, Restaurants, Bars oder Biergärten. In der Gastwirtschaft fürchtet jeder dritte Betrieb die Insolvenz, in der Reisewirtschaft ist es sogar fast jedes zweite Unternehmen.

Zuschussfonds kann helfen, eine Pleitewelle zu vermeiden

"Es bleibt zu hoffen, dass die Öffnungen in Gastronomie und Handel dort die Lage verbessern", sagt der DIHK-Präsident. "Diese Zahlen sind dennoch dramatisch." Zumal die Betriebe nun das Wiederhochfahren finanzieren müssten.Schweitzer: "Wir müssen deshalb auch bei den Überbrückungshilfen dringend mit einem Zuschussfonds für kleine und mittlere Unternehmen dazu beitragen, dass in dieser fragilen Phase eine Pleitewelle vermieden wird."

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