Umfrage
Konjunktur

Reisebeschränkungen bleiben große Belastung

17.11.2020

Im Jahr 2021 wird es noch keine Kehrtwende in der Corona-Krise geben. Die meisten Unternehmen erwarten erst für 2022 eine Erholung.

Das ergab die Umfrage „World Business Outlook“, die die deutschen Auslandshandelskammern (AHK) im Herbst bei ihren Mitgliedsunternehmen weltweit führten, darunter auch AHK debelux.

Aktuelle Lage weitestgehend befriedigend

Die Geschäftslage der befragten Unternehmen erholt sich im Vergleich zum Frühjahr. Sie erreicht aber bei weitem noch nicht das Niveau vor der Krise. 32 Prozent der Betriebe bewerten ihre Lage als gut, 22 Prozent als schlecht. In Europa fallen insbesondere die Mitglieder der deutschen Auslandshandelskammer in Großbritannien auf. Sie bewerteten ihre geschäftliche Lage zur überwiegenden Mehrheit als schlecht (79 Prozent). In Belgien bewerteten nur sechs Prozent der Befragten ihre Lage mit „schlecht“. Die Mehrzahl der befragten Firmenchefs weltweit - auch in Belgien - antwortete mit „befriedigend“.

Geschäfte erholen ich nur langsam

Die Erwartungen an die Konjunktur in den jeweiligen Ländern sind besser als im Frühjahr. 33 Prozent erwarten eine bessere Konjunktur, 34 Prozent eine Verschlechterung in den kommenden zwölf Monaten. Insgesamt ergibt sich damit eine eher kraftlose globale Konjunkturerholung 2021. In Belgien rechneten nur 31 Prozent der befragten Unternehmen mit einer Verbesserung der geschäftlichen Entwicklung, für 43 Prozent bleibt die Lage unverändert und ein Viertel rechnet mit einer Verschlechterung. Damit liegt Belgien im Durchschnitt der Antworten aus der Euro-Zone. Die regionalen Unterschiede weltweit sind deutlich. In China hingegen glauben 51 Prozent an eine Verbesserung ihrer Geschäfte und nur 17 Prozent an eine Verschlechterung.

Erholung erst für 2022 erwartet

Auch die Konjunkturentwicklung der kommenden zwölf Monate wird in China weitaus besser beurteilt als im Rest der Welt. Über die Hälfte der Unternehmen dort erwarten eine Verbesserung. In der Euro-Zone sind es nur 27 Prozent. Der Großteil rechnet mit einer Verschlechterung der Konjunktur (41 Prozent). In Belgien sind es sogar die Hälfte der Befragten.

Insbesondere in Europa, Amerika und Asien (ohne China) erwartet der überwiegende Teil der Mitgliedsunternehmen deutscher Auslandshandelskammern erst im Jahr 2022 eine Erholung. In China und Afrika/Nah- und Mittelost ist die Mehrzahl der Firmen optimistischer und hält dies bereits für das kommende Jahr für möglich. 25 Prozent der befragten Unternehmen in China rechnen sogar noch dieses Jahr mit einer Erholung.

Investitionen und Beschäftigung leicht eingetrübt

Entsprechend trüb sehen die Investitionsabsichten aus. Nur ein Viertel der Mitgliedsunternehmen der deutschen Auslandshandelskammer in Belgien (AHK debelux) will seine Investitionsausgaben erhöhen. Dies ist allerdings erheblich mehr als bei der Frühjahrsbefragung zu Beginn der Coronakrise (5 Prozent). Weltweit will ebenfalls ein Viertel der befragten Unternehmen mehr investieren. Das nähert sich dem Vorkrisenniveau (Herbst 2019) von 29 Prozent an.

Positiv zu bewerten ist der Rückgang der Anzahl der Firmen in Belgien, die ihre Investitionsausgaben verringern wollen. Während im Frühjahr noch 50 Prozent angaben, geringer investieren zu wollen, sind es im Herbst nur noch 37 Prozent.

Weltweit planen 28 Prozent einen Rückgang ihrer Investitionen in den kommenden zwölf Monaten, zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Von den Firmen, die von Reiseeinschränkungen betroffen sind, will sogar nur jede fünfte mehr investieren. Nur knapp die Hälfte der Unternehmen sieht keine Veränderung bei ihren Investitionen vor.

Beschäftigungspläne weltweit noch verhalten

Bei den Einstellungsplänen der Unternehmen weltweit liegen die belgischen AHK-Mitgliedsunternehmen leicht unter dem Durchschnitt. 18 Prozent der Umfrageteilnehmer in Belgien, planen Neueinstellung, gegenüber 26 Prozent weltweit.

Die Beschäftigungsabsichten der Unternehmen weltweit reichen nur leicht an die expansiven Pläne der Vorkrisenzeit heran. Bei der Herbstumfrage des letzten Jahres wollten noch 30 Prozent Personal einstellen. 17 Prozent der Befragten wollten damals Personal abbauen, heute sind es 21 Prozent.

Nachfrage bleibt größtes Geschäftsrisiko

Die Nachfrage bleibt mit Abstand das größte Wirtschaftsrisiko für die Mitglieder der deutschen Auslandshandelskammern weltweit und auch in Belgien. Gegenüber zur Frühjahrsbefragung hat sich dieser Risikofaktor jedoch bereits zurückentwickelt von 69 auf 63 Prozent. An zweiter und dritter Stelle stehen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (48 Prozent) sowie der Wechselkurs (28 Prozent). Das Risiko Finanzierung ist gegenüber dem Frühjahr zurückgegangen, betrifft aber immer noch mehr als ein Viertel der Betriebe und damit deutlich mehr als vor einem Jahr. Handelsbarrieren sehen immerhin knapp über ein Viertel der Unternehmen als Geschäftsrisiko.

Kostensenkung ist häufigste Antwort auf Geschäftsprobleme

Der Großteil der Unternehmen reagiert mit Kostensenkungen auf die Auswirkungen der Pandemie (66 Prozent), 61 Prozent setzen auf verstärkte Digitalisierung, 46 Prozent streichen oder verschieben Investitionen und 26 Prozent bauen Personal ab. 12 Prozent suchen nach neuen Standorten, vor allem zur Erschließung neuer Märkte und zur Kostenoptimierung.

Lieferkettenprobleme in Europa weniger verbreitet

Probleme mit Lieferketten und Logistik gaben 31 Prozent der Firmen als belastend an. Diese Probleme häuften sich vor allem in den Ländern Asiens/Pazifik und in Südafrika. In Europa waren davon vor allem Großbritannien, Rumänien und Türkei betroffen. Von unseren belgischen Teilnehmern der Umfrage erlebten 18 Prozent Probleme mit Lieferketten und Logistik. Lediglich sechs Prozent in Belgien und 16 Prozent der befragten Unternehmen weltweit nehmen aktuell Änderungen bei ihren Lieferketten vor.

Die Mehrheit von ihnen tut dies aus Kostengründen. Über die Hälfte will damit Geschäftsrisiken minimieren bzw. diversifizieren. 42 Prozent geben jeweils Handelshemmnisse und Reiseeinschränkungen als Gründe für einen Wechsel der Lieferanten an.

Besondere Belastung durch Ausfall von Messeveranstaltungen

Auf die Frage hin, welche Auswirkungen der Corona-Pandemie das Unternehmen aktuell besonders belasten, antworteten 75 Prozent weltweit: Reisebeschränkungen. In Belgien sind es sogar 88 Prozent der Unternehmen. Damit hat sich der Anteil gegenüber der Frühjahrsbefragung weltweit sowie in Belgien erhöht. Ebenfalls zugenommen hat die Belastung durch Absagen von Messen und anderen Fachveranstaltungen. Die Geschäfte von über der Hälfte der befragten Unternehmen leiden unter dem Ausbleiben der internationalen Branchentreffs, wo sie sich als Austeller oder Besucher präsentieren können. Weniger Nachfrage steht an dritter Stelle der Belastungen weltweit und in Belgien. Produktionsausfälle oder fehlende Waren belasteten jeweils unter ein Fünftel der Unternehmen.

Über die Umfrage

Der AHK World Business Outlook basiert auf einer Umfrage bei den Mitgliedsunternehmen der Deutschen Auslandshandelskammern, Delegationen und Repräsentanzen (AHKs). An der Befragung im Oktober 2020 haben mehr als 3.500 deutsche Unternehmen, Niederlassungen und Tochtergesellschaften sowie Unternehmen mit engem Deutschlandbezug teilgenommen.

39 Prozent der antwortenden Unternehmen stammen aus dem Bereich Industrie und Baugewerbe (Belgien: 18 Prozent), 40 Prozent aus dem Dienstleistungssektor (Belgien: 56 Prozent) und weitere 21 Prozent sind Handelsunternehmen (Belgien: 25 Prozent). Kleinere Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern machen 47 Prozent der Antworten aus. 24 Prozent der Unternehmen beschäftigen 100 bis 1.000 Mitarbeiter. Große Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern weltweit haben einen Anteil von 29 Prozent der Befragten.

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