Die Coronavirus-Pandemie stellt die Unternehmen jedoch weiterhin vor große Herausforderungen - auch in Belgien.
Die Erholung der Weltwirtschaft gewinnt an Fahrt und ein Großteil der Unternehmen weltweit hofft, die Verluste des vergangenen Jahres aufzuholen, das ergab die Befragung "World Business Outlook" der deutschen Auslandshandelskammern (AHK) von insgesamt 4.500 Unternehmen in über 140 Ländern. AHK debelux befragte seine Mitglieder in Belgien.
Trotz der aufgehellten Stimmung in der Weltwirtschaft stellen die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie die Unternehmen jedoch weiterhin vor große Herausforderungen. Die Probleme in der Lieferkette und der Logistik, fehlende Waren und Dienstleistungen sowie eigene Produktionsausfälle haben sich im Vergleich zur Vorumfrage sogar verschärft. Auch müssen zahlreiche Unternehmen nach wie vor Investitionen streichen oder verschieben.
Unternehmen in Belgien besorgt um Nachfrage
In Belgien beurteilt über ein Drittel der AHK debelux-Mitglieder die gegenwärtige geschäftliche Lage mit „gut“, 44 Prozent mit „befriedigend“ und 20 Prozent mit „schlecht“. Über 60 Prozent sehen keine Veränderung in den kommenden zwölf Monaten. Auf die Frage nach der konjunkturellen Entwicklung in Belgien antworteten 36 Prozent der Befragten ebenfalls mit „gleichbleibend“. Eine Verbesserung erwarten insgesamt 40 Prozent der Unternehmen. Entlassungspläne haben nur 20 Prozent der Unternehmen, aber ebenso viele rechnen damit, Personal einzustellen.
Das größte Geschäftsrisiko bleibt die Nachfrageentwicklung für 60 Prozent der Unternehmen, gefolgt von Fachkräftemangel (42%) und Arbeitskosten (33%).
Bei der Frage der konjunkturellen Erholung in Belgien sind die Meinungen gespalten. Mehrzahl der Befragten rechnet nicht damit, dass sich die Wirtschaft nachhaltig bis 2022 (36%) erholt. 28 Prozent halten dies bereits im zweiten Halbjahr 2021 für möglich und ebenso viele setzen eher auf eine Erholung der Konjunktur im Jahr 2022.
Corona-Pandemie wird sich auf Warennachschub aus
Bei der Frage nach den Auswirkungen der Corona-Pandemie sahen im April noch mit Abstand die Mehrzahl unserer belgischen Mitglieder die Reiseeinschränkungen als größte Belastung an (70%). Rund 40 Prozent belasteten fehlende Waren oder Dienstleistungen, gefolgt von Absagen von Messen und ähnlichen Veranstaltungen und ebenso viele haben Probleme mit Lieferketten und Logistik. Knapp ein Drittel der Unternehmen musste noch Investitionen streichen bzw. verschieben.
Lösungsansätze für die Probleme mit Lieferketten liegen für unsere Mitgliedsunternehmen in Belgien in: neue oder zusätzliche Lieferanten für ein Produkt (30%), die Lieferwege verändern (30%) und die Lagerhaltung erhöhen (30%). Ein Fünftel der Befragten haben ihre Lieferanten auf mehrere Regionen bzw. Länder verteilt.
Folgen der Pandemie sind weltweit Thema
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie stellen die befragten Unternehmen weltweit aktuell noch immer vor große Probleme. Wie in Belgien auch, belasten die Reiseeinschränkungen den Großteil (72 Prozent), abgesagte Messen und Veranstaltungen (45 Prozent) sowie weniger Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen (41 Prozent) die Auslandsgeschäfte.
Lieferkettenprobleme ebenfalls weltweites Phänomen
Auch die Lieferkettenprobleme belasten die Unternehmen nicht nur in Belgien. 40 Prozent der Unternehmen weltweit meldeten Probleme in ihren Lieferketten oder der Logistik – ein Anstieg um 9 Prozentpunkte im Vergleich zum Herbst. Der Grund: In den letzten Monaten haben Produktionsausfälle sowie Probleme in der Seefracht und ein Mangel an Containern zu Störungen im Welthandel geführt. Das hat Transportkosten erhöht und Lieferzeiten verlängert. In der Folge wollen 71 Prozent der Unternehmen mit Lieferschwierigkeiten ihre Lieferketten umstellen.
Weltwirtschaft erholt sich langsam
Bei Frage nach der Erholung der Konjunktur im eigenen Land beantworteten die Unternehmen weltweit weniger kritisch als die belgischen Teilnehmer. 47 Prozent der weltweit mehr als 4.500 von den AHKs befragten Unternehmen erwarten, dass sich die Konjunktur in ihren jeweiligen Ländern in den nächsten zwölf Monaten besser entwickeln wird. Jedes fünfte Unternehmen erwartet eine schlechtere Konjunkturentwicklung. Die Stimmung hat sich im Vergleich zu Vorumfragen deutlich aufgehellt. Im Herbst 2020 hielten sich die positiven und negativen Stimmen noch die Waage, nun überwiegen die optimistischen Antworten. Zuletzt waren die Unternehmen im Frühjahr 2018 ähnlich zuversichtlich mit Blick auf die Konjunktur. Die Erwartungen liegen zudem merklich über dem Vorkrisenniveau, als bereits im Herbst 2019 mit einer Eintrübung g-rechnet wurde.
Schnellere Erholung in China und Nordamerika
In China und Nordamerika gehen die Unternehmen von einer kräftigen Wirtschaftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten aus. Entsprechend erwartet mehr als die Hälfte der Unternehmen, dass sich auch die eigenen Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten besser entwickeln. Einige der Betriebe, die ihre Investitions- und Beschäftigungspläne im vergangenen Jahr auf Eis gelegt haben, wollen diese deshalb in diesem Jahr wieder hochfahren.
Unverändert zu den Vorumfragen bilden eine ausbleibende Nachfrage und Unsicherheit über wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen die größten Risiken für deutsche Betriebe im Ausland. Deutlich an Bedeutung gewonnen haben der Fachkräftemangel sowie Energie- und Rohstoffpreise. Letztere sind im Vergleich zur Vorumfrage sprunghaft angestiegen und drücken auf die ohnehin schon angespannte Situation in der Produktion und den Lieferketten.
Etwas langsamere wirtschaftliche Erholung in Europa
Zwar auch deutlich positiver als im Herbst aber weniger zuversichtlich als in Asien und Nordamerika bewerten die deutschen Unternehmen im europäischen Ausland den wirtschaftlichen Erholungsprozess.
In der Eurozone gehen 43 Prozent der Unternehmen von einem Aufschwung aus, in der sonstigen EU, Schweiz, Norwegen und dem Vereinigten Königreich sind es 40 Prozent, in Ost- und Südosteuropa 30 Prozent. Mit keiner Konjunkturverbesserung rechnen in der Eurozone 22 Prozent und im Rest Europas 29 bzw. 30 Prozent. Die Mehrheit der Unternehmen rechnet erst im Jahr 2022 oder später mit einer nachhaltigen Erholung der Konjunktur in diesen Ländern.
Besser als im europäischen Durchschnitt bewerten die Unternehmen in Dänemark und Schweden die wirtschaftliche Entwicklung. In Italien und Portugal ist das Stimmungsbild hingegen ausgeglichen und der resultierende Saldo aus besser- und schlechter-Bewertungen mit jeweils zwei und drei Punkten liegt nur leicht im positiven Bereich. In Polen rechnet die Mehrheit der Unternehmen nicht damit, dass sich die Konjunktur weiter verbessern wird: 53 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus. In der Türkei überwiegen ebenfalls die pessimistischeren Stimmen: 29 Prozent rechnen mit einem Aufschwung, 35 Prozent mit einem Abschwung.
Über die World Business Outlook-Befragung
Der AHK World Business Outlook basiert auf einer regelmäßigen Umfrage des Dachverbands DIHK bei den Mitgliedsunternehmen der Deutschen Auslandshandelskammern, Delegationen und Repräsentanzen (AHKs). Sie erfasst im Frühjahr 2021 die Rückmeldungen von weltweit mehr als 4.500 deutschen Unternehmen, Niederlassungen und Tochtergesellschaften sowie Unternehmen mit engem Deutschlandbezug.
41 Prozent der antwortenden Unternehmen stammen aus dem Bereich Industrie und Baugewerbe, 39 Prozent aus dem Dienstleistungssektor und weitere 20 Prozent sind Handelsunternehmen. Kleinere Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern machen 52 Prozent der Antworten aus. 27 Prozent der Unternehmen beschäftigen 100 bis 1.000 Mitarbeiter. Große Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern weltweit ha-ben einen Anteil von 21 Prozent der Befragten.