Über die Hälfte der Unternehmen klagt über rückläufige Nachfrage. Das zeigt eine weltweite Erhebung der deutschen Auslandshandelskammern und des DIHK.
Die Umfrage „World Business Outlook“ bei den Mitgliedsbetrieben der Deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) zeigte deutlich, welch gewaltige Ausmaße die Corona-Krise für Unternehmen mit Handelsbeziehungen nach Deutschland bzw. für deutsche Niederlassungen im Ausland hat. Die Dachorganisation der deutschen Industrie- und Handelskammern, DIHK, wertete im Juli rund 3.300 Rückmeldungen weltweit aus, die sowohl aus Niederlassungen deutscher Unternehmen stammen als auch aus heimischen Unternehmen an den jeweiligen Standorten. Auch belgische Unternehmen haben an der Umfrage teilgenommen.
Keine rasche Erholung in Sicht
Reiseeinschränkungen, eine geringere Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen sowie weltweit weniger Investitionen führen zu erheblichen Umsatzverlusten. Als Folge streichen die Unternehmen ihre Beschäftigungs- und Investitionspläne zusammen und suchen wegen fehlender Waren nach neuen Lieferanten. Aufgrund zahlreicher wirtschaftlicher und staatlicher Herausforderungen zur Bewältigung der Krise in vielen Ländern gehen die befragten Unternehmen nicht von einer raschen Erholung aus.
93% der Befragten erwarten frühestens für 2021 eine weltweite konjunkturelle Erholung oder sogar später.
Reisebeschränkungen hemmen auch Industrie
„83% der Befragten beklagen Umsatzeinbrüche, 15% sogar mindestens eine Halbierung ihres Jahresumsatzes“, zeigt sich DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier besorgt. „Lediglich für 8% ändert sich nichts; nur 5% rechnen mit Zuwächsen.“ 4% der Befragten sahen sich noch nicht in der Lage, eine Einschätzung abzugeben, so der DIHK.
Von den Reiseeinschränkungen sehen sich derzeit 63% der Unternehmen betroffen – etwas weniger als in der Vorgängerumfrage von April (69%). Im Tourismus leiden naturgemäß überproportional viele Anbieter (91%) unter den Reiseeinschränkungen, aber auch in der Industrie liegt die Quote der Betroffenen mit 67% über dem Schnitt.
59% klagt über rückläufige Nachfrage
„Gleichzeitig wächst die Sorge um die Nachfrage“, warnt Treier. „Hatten im April noch 57% rückläufiges Interesse an Produkten und Dienstleistungen beklagt, sind es im Juli 59%.“ Die schwache wirtschaftliche Entwicklung in vielen Ländern - und damit weniger Konsum und Investitionen – führt zu einem Rückgang der Nachfrage. Dies trifft insbesondere die Hersteller von Maschinen oder Fahrzeugen. Im Handel und in der Tourismuswirtschaft sind die Sorgen über weniger Kunden besonders groß.
Herausforderungen wie Lieferengpässe, eigene Produktionsausfälle oder Krankheit haben dagegen etwas an Gewicht verloren.
Die Krise beeinflusst Standortdebatten
„Die Investitionsbereitschaft ist nochmals deutlich abgesackt“, bedauert Treier. 56% der deutschen Unternehmen (April: 35%) beabsichtigen, in der kommenden Zeit an ihren internationalen Standorten weniger zu investieren. Lediglich 10% planen zusätzliche Investitionen.
Sorgen um die Nachfrage und sich zuspitzende finanzielle Engpässe belasten die Investitionsbudgets der deutschen internationalen Wirtschaft. Ebenso sehen sich 43% der Umfrageteilnehmer gezwungen, Personal abzubauen; im April waren es noch 35%.
38% der Betriebe suchen zudem nach neuen Lieferanten, vorzugsweise im gleichen Land oder aber insbesondere in Europa. Für 22% kommt aufgrund der aktuellen Krise eine Verlagerung von Standorten oder der eigenen Produktion in Betracht – in der Mehrheit auch hier innerhalb des jeweiligen Landes.
Etliche Unternehmen planen aber auch mit einer Rückverlagerung nach Deutschland und an andere Standorte in der Europäischen Union beziehungsweise in deren Nähe. „Die Krise verändert die Geschäfte und perspektivisch auch die Lieferketten“, beschreibt der DIHK-Außenwirtschaftschef die Entwicklung.