Der erhebliche Kostenanstieg aufgrund der hohen Energiepreise und der schnellen Indexierung der Löhne belastet die Firmen.
Die steigenden Kosten, mit denen die Unternehmen konfrontiert sind, belasten zunehmend die Wirtschaftstätigkeit und dieser Anstieg wird nicht vollständig in den Verkaufspreisen weitergegeben.
Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage der Belgischen Zentralbank BNB, die in Zusammenarbeit mit mehreren Unternehmensverbänden und Selbstständigenvereinigungen durchgeführt wurde. In ihrer Pressemitteilung sagt die BNB, dass die belgische Wirtschaft auf eine kurzfristige Rezession zusteuere, deren Ausmaß begrenzt sei. Dennoch zeigen sich die Unternehmen beunruhigt. Die Indikatoren für das Unternehmervertrauen sinken. Insgesamt nahmen 4.514 Unternehmen und Selbstständige an der Umfrage teil.
Ein Drittel der befragten Unternehmen, einschließlich der Selbstständigen, gab an, dass sie im September 2022 freiwillig ihre Produktion oder ihre Dienstleistungen verringert hätten. Unter Berücksichtigung der Unternehmensgröße und der sektoralen Wertschöpfung schätzt die BNB diese Reduzierung auf 4 %. Die am stärksten betroffenen Branchen sind die Landwirtschaft, das Hotel- und Gaststättengewerbe, der Einzelhandel (vor allem Lebensmittel) und die verarbeitende Industrie.
Kleinere Strukturen berichten von den stärksten Einschnitten in der Geschäftstätigkeit. Selbstständige und Unternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern mussten ihre Geschäftstätigkeit stärker einschränken, nämlich um durchschnittlich 8 %. Bei sehr großen Unternehmen sind die negativen Auswirkungen der steigenden Kosten dagegen geringer.
Die negativen Auswirkungen auf das Wachstum seien bereits im September sichtbar gewesen und werden sich im letzten Quartal 2022 noch weiter verstärken, laut Umfrage. Im Durchschnitt schätzen die Befragten den Rückgang auf 7 % im Vergleich zur Situation im September. Am pessimistischsten sind hierbei die kleineren Unternehmen.
Die Hauptgründe für den Rückgang der Geschäftstätigkeit sind ganz klar die hohen Lohnkosten und die steigenden Energiepreise, für 60 bzw. 57 % der befragten Unternehmen. Im Vergleich zur vorherigen Umfrage, die im März 2022 durchgeführt wurde, ist eine deutliche Intensivierung dieser beiden Problembereiche und insbesondere der Lohnerhöhungen zu beobachten. Es ist jedoch zu beachten, dass der Anstieg der Energiepreise zwar eines der größten Hemmnisse für die Geschäftstätigkeit der Unternehmen ist. Während hiervon vor allem für Branchen mit intensiverem Energieverbrauch (insbesondere Landwirtschaft, Lebensmittelverkauf, Hotel- und Gaststättengewerbe und Industrie) betroffen seien, treffe der Anstieg der Löhne alle Wirtschaftssektoren in Belgien.
Für das Gesamtjahr 2023 sind die Unternehmen jedoch weniger pessimistisch: Sie rechnen mit einem Rückgang der Produktion um 3 % im Vergleich zu 2022. Das der Rückgang der Leistung geringer wird, deute auf eine starke Erholung im Jahr 2023 hin, so die BNB. Auch wenn die Unsicherheit nach wie vor sehr hoch sei.
Darüber hinaus rechnen die Befragten damit, dass Kostensteigerungen und Inflationsdruck kurzfristig anhalten werden. Sie geben jedoch an, dass sich die Kostensteigerungen nicht vollständig auf ihre Verkaufspreise niederschlagen, wodurch die Lohn-Preis-Spirale rasch abflacht. Größere Unternehmen berichteten von einer durchschnittlich stärkeren Weitergabe von 63 %, während diese Quote bei Unternehmen mit 10 bis 50 Beschäftigten auf 54 % und bei Unternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten auf 41 % sank. Dieses Ergebnis spiegele wahrscheinlich eine größere Macht zur Preisfestsetzung bei größeren Unternehmen wider, so die BNB.
Die Sorgen der Unternehmen spiegeln sich auch in ihrer Wahrnehmung des Konkursrisikos wider, das im Vergleich zu den Ergebnissen von vor sechs Monaten gestiegen ist. Das aktuelle Niveau liegt nahe an den Werten des Jahres 2020, als die Wirtschaft von der COVID-19-Pandemie schwer getroffen wurde, auch wenn es immer noch unter dem Höchststand vom November 2020 während des zweiten Containments liegt. Es sei jedoch eine starke Verschlechterung im Lebensmitteleinzelhandel (Bäckereien, Metzgereien usw.) festzustellen, laut BNB.
Zwischen dem 26. und dem 28. September 2022 führten mehrere belgische Verbände von Unternehmen und Selbstständigen (BECI, SNI, UCM, UNIZO, UWE und VOKA) eine Ad-hoc-Umfrage unter ihren Mitgliedern durch. Die Initiative wurde von der BNB und dem belgischen Unternehmerverband FEB koordiniert.