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Western Union nimmt Überweisungsdienst nach Kuba wieder auf

12.01.2023

Nach mehr als zwei Jahren sanktionsbedingter Unterbrechung beginnt eine begrenzte Testphase für den Geldtransfer. Der Service soll schrittweise ausgeweitet werden.

Der US-amerikanische Finanzdienstleister Western Union hat die Wiederaufnahme von Geldüberweisungen nach Kuba bekanntgegeben. Diese waren Ende 2020 aufgrund von Sanktionen der damaligen US-Regierung Donald Trump ausgesetzt worden.

Zunächst können Überweisungen auf die Karibikinsel nur von einigen wenigen Standorten – die Rede ist von weniger als 30 – im Raum Miami aus getätigt werden und sind auf 2.000 US-Dollar pro Tag begrenzt. Western Union aber hat bereits seine Absicht bekundet, die Liste der Partnerunternehmen zu erweitern.

„Wir freuen uns, die Wiederaufnahme unserer Aktivitäten in Kuba mit einer ersten Testphase des Geldversands aus den Vereinigten Staaten an Kunden mit kubanischen Bankkonten durch ausgewählte US-Agenten mit Sitz in Miami ankündigen zu können“, erklärte Gabriella Fitzgerald, Präsidentin der nordamerikanischen Abteilung von Western Union.

Transaktionen können demnach weder über die Webseite noch die mobile App von Western Union abgewickelt werden; das Geld kann nur auf Bankkonten oder Dollar-Debitkarten von drei kubanischen Finanzinstituten überwiesen werden: Banco Popular de Ahorro, Banco Metropolitano und Banco de Credito y Comercio (Bandec).

Im Mai vergangenen Jahres hatte die Regierung von Präsident Joe Biden angekündigt, einige von der Trump-Administration verhängte Sanktionen gegen Kuba zurückzunehmen und dabei angedeutet, dass sie stattdessen „elektronische Zahlungsabwickler“ für Überweisungen einsetzen würde, um zu verhindern, dass Gelder direkt an die kubanische Regierung gehen. Man verhandle mit Kuba „über die Einrichtung eines zivilen Abwicklers“, hieß es damals.

Western Union machte keine näheren Angaben zu den Kanälen, die es künftig für den Geldtransfer nutzen wird. Laut der in New York ansässigen Lobbyorganisation U.S.-Cuba Trade and Economic Council, die sich auf einen Vertreter der kubanischen Zentralbank beruft, werden die Transaktionen über die von der kubanischen Regierung betriebene Orbit S.A. abgewickelt, die die Gelder dann an die drei genannten kubanischen Banken weiterleitet. Anfang 2022 hatte die kubanische Zentralbank die Abwicklung von Auslandsüberweisungen durch Nicht-Finanzinstitute genehmigt und damit eine neue Option für Auslandsüberweisungen nach Kuba geschaffen. Sie erteilte damals dem kubanischen Unternehmen Orbit S.A. die Genehmigung, Finanzgeschäfte außerhalb des Bankensektors zu tätigen, einschließlich der Verwaltung und Bearbeitung internationaler Überweisungen aus dem Ausland.

Bis Ende 2020 verarbeitete das kubanische Finanzinstitut Fincimex die Zahlungsabwicklungen von Western Union auf Kuba. Im November 2020 stellte Western Union aufgrund neuer Finanz-Sanktionen durch die damalige US-Regierung Donald Trump Geldüberweisungen aus den Vereinigten Staaten nach Kuba ein und schloss seine mehr als 400 Filialen auf der Insel. Bis dahin hatte Western Union einen Großteil der Rücküberweisungen von Auslandskubanern an ihre Familienangehörigen auf der Insel abgewickelt.

Zuvor war Fincimex vom US-Finanzministerium in die Cuba Restricted List aufgenommen worden, eine vom US-Außenministerium veröffentlichte Liste mit mehr als 200 mit der kubanischen Regierung oder Armee verbundenen Körperschaften und Unternehmen, mit denen US-Bürger und -Unternehmen Geschäftsbeziehungen untersagt sind. Fincimex ist eine Tochtergesellschaft der Cimex-Unternehmensgruppe, die zur vom kubanischen Militär betriebenen GAESA-Holding gehört.

Seit dem Aus von Western Union kommen Geldüberweisungen aus den USA vornehmlich über informelle Kanäle oder private Agenturen nach Kuba und werden von Reisenden ins Land gebracht. Neben dem Tourismus bilden die Rücküberweisungen, Remesas, das Rückgrat der kubanischen Wirtschaft. Vor den Sanktionen, zwischen 2005 und 2020, machten die Überweisungen nach Schätzungen unabhängiger Experten sechs Prozent des kubanischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. Nicht zuletzt deshalb werden sie von den USA politisiert und angegriffen. Kuba steckt aufgrund des coronabedingten Einbruchs des Tourismus und der Verschärfung von US-Sanktionen in einer schweren Zahlungsbilanz- und Versorgungskrise.

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