Neues aus den Unternehmen

Belgien wird Energiedrehscheibe für Deutschland und Europa

19.10.2022

Der Hafen Antwerpen-Brügge meldet in einer Pressemeldung: ab 2028 könne Deutschland per Pipelines beliefert werden.

Am 18. Oktober hat die belgische Regierung ihre überarbeitete föderale Wasserstoffstrategie vorgestellt. Das Land wolle sich unter anderem als Importhub und Transitdrehscheibe für grünen Wasserstoff für Deutschland und Europa positionieren, heißt es in einer Pressemitteilung des Port of Antwerp-Bruges.

Eine Schlüsselrolle kommt dabei dem erst kürzlich fusionierten Port of Antwerp-Bruges zu, der auch die passende Kulisse für die Vorstellung durch den belgischen Premierminister Alexander De Croo, Belgiens Energieministerin Tinne Van der Straeten sowie den belgischen Staatssekretär für Wirtschaftsbelebung und Strategische Investitionen, Thomas Dermine, bot. Die ursprüngliche Version der föderalen Wasserstoffstrategie wurde Ende vergangenen Jahres von der belgischen Regierung verabschiedet. Die überarbeitete Fassung basiert auf einer Reihe von Empfehlungen aus einer Studie der Boston Consulting Group (BCG).

Belgien verfüge über alle Voraussetzungen, um zur Wasserstoffdrehscheibe Westeuropas zu werden, meldete der Hafen. Dazu gehören strategisch gelegene Häfen, das notwendige Know-how in Form von innovativen Unternehmen, Forschungszentren und Bildungseinrichtungen sowie bereits vorhandene Infrastruktur und Industrie. Als Welthafen sieht sich der Port of Antwerp-Bruges dabei in einer Schlüsselrolle für den Import, die lokale Herstellung, die Verarbeitung und den Transport von grünem Wasserstoff und Wasserstoffträgern wie Ammoniak und Methanol ins Binnenland.

Europäische Importdrehscheibe für grünen Wasserstoff

Da die meisten europäischen Länder nicht über ausreichend eigene Ressourcen verfügen, um die erforderlichen Mengen an grünem Wasserstoff selbst herzustellen, müsse die lokale Produktion durch Importe von grünem Wasserstoff und Wasserstoffträgern aus Regionen mit viel Sonne, Wind und ausreichend Platz ergänzt werden. Bereits ab 2026 werde der Port of Antwerp-Bruges nach dem Ausbau seiner bestehenden Kapazitäten die ersten grünen Wasserstoffmoleküle auf seiner Plattform empfangen. Um diese Entwicklung voranzutreiben, habe der Hafen gemeinsam mit fünf großen Industrieunternehmen und öffentlichen Akteuren – DEME, Engie, Exmar, Fluxys und WaterstofNet – eine Wasserstoffimport-Koalition gegründet. Darüber hinaus wurden Kooperationen mit verschiedenen Exportregionen geschlossen, um die Wasserstoffkette in Gang zu bringen. Mehrere belgische Unternehmen entwickeln zudem weltweit Projekte für den Export von Wasserstoff.

Nach Deutschland solle der Wasserstoff und die Wasserstoffträger dann ab Antwerpen über verschiedene Transportmittel wie Pipelines, Eisenbahn und Binnenschiff gelangen. Dabei ist die Infrastruktur, wie z. B. frei zugängliche Wasserstoffpipelines und -terminals, von entscheidender Bedeutung. Zu diesem Zweck werde an den beiden Hafenstandorten Antwerpen und Zeebrügge die Terminalkapazität für bestehende und neue Wasserstoffträger erweitert. Darüber hinaus finanziert die belgische Regierung ein Netz von Wasserstoffpipelines, das die Häfen ab 2028 mit belgischen Industriegebieten und Deutschland verbinden soll.

Lokale Herstellung

Zusätzlich solle an den Hafenplattformen in Zeebrügge und Antwerpen eine lokale Produktion stattfinden. Das Vorhandensein von Windparks und Erdgasinfrastruktur macht Zeebrügge zum idealen Standort für eine Anlage zur Herstellung von grünem Wasserstoff. Fluxys und Eoly seien für den Bau dieser Fabrik namens HyoffWind verantwortlich. Darüber hinaus werde das US-Unternehmen Plug in Antwerpen eine Produktionsanlage für grünen Wasserstoff im NextGen District errichten, einem Hotspot der Kreislaufwirtschaft. Die Lage in der Nähe des größten Chemie-Clusters Europas spiele dabei eine wesentliche Rolle.

Jacques Vandermeiren, CEO Port of Antwerp-Bruges: „Gemeinsam mit unseren Partnern, u. a. der Wasserstoffimport-Koalition und den wichtigen Akteuren unserer Hafenplattform, investieren wir in Infrastruktur und Projekte, um den Import, den Transport und die Herstellung von grünem Wasserstoff zu beschleunigen. Dabei ist die Zusammenarbeit mit der Regierung und deren angemessene Unterstützung entscheidend. Somit begrüße ich diese überarbeitete Strategie, die eine konkrete Richtung vorgibt und den Import als eine Säule unserer Energie- und Rohstoffversorgung anerkennt. Ferner geht daraus hervor, dass wir gemeinsam mit der Industrie Lösungen für potenzielle Herausforderungen entwickeln möchten, auf die wir künftig stoßen können.“

Alexander De Croo, Premierminister Belgien: „Gemeinsam mit allen Stakeholdern aus Regierung und Industrie haben wir eine zielgerichtete Strategie entwickelt, die auf dem gesammelten Know-how aufbaut, das Belgien in den vergangenen Jahrzehnten erworben hat. Wir wollen dieses Potenzial nutzen, um im Bereich Wasserstoff führend in Europa zu werden. Dazu wollen wir bis zur zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts die Wasserstoffversorgung gewährleisten können, unsere technologische Führungsposition weiter ausbauen, einen Wasserstoffmarkt entwickeln sowie Belgien zu einem führenden kontinentalen Drehkreuz für Wasserstoff machen. Wir sind überzeugt, dass Wasserstoff eine Schlüsselrolle bei unserem Bestreben spielen wird, die Energieversorgung unseres gesamten Kontinents nach den Geschehnissen in der Ukraine neu zu gestalten.“

Über Port of Antwerp-Bruges

Mit einem Gesamtumschlag von 289 Millionen Tonnen pro Jahr ist der Port of Antwerp-Bruges eine wichtige Drehscheibe für den weltweiten Handel und die Industrie. Der Hafen ist ein wichtiges Bindeglied für den Umschlag von Containern, den Stückgutverkehr und den Umschlag von Fahrzeugen. Außerdem ist er mit 147 Millionen Tonnen/Jahr der wichtigste Exporthafen Europas. Der Port of Antwerp-Bruges ist Sitz von 1.400 Unternehmen und beheimatet den größten integrierten Chemie-Cluster Europas. Der Hafen sorgt direkt und indirekt für insgesamt 164.000 Arbeitsplätze und eine Wertschöpfung von 21 Milliarden Euro.

Der Port of Antwerp-Bruges hat ein klares Ziel: Er soll der erste Hafen der Welt werden, der Wirtschaft, Menschen und Klima in Einklang bringt. Der Hafen möchte nicht nur seinen Wachstumskurs fortsetzen, sondern auch seine einzigartige Position als logistische, maritime und industrielle Plattform nutzen, um den Übergang zu einer kreislauforientierten und kohlenstoffarmen Wirtschaft anzuführen. Gemeinsam mit der Hafengemeinschaft, den Kunden und anderen Partnern sucht der Port of Antwerp-Bruges aktiv nach innovativen Lösungen für eine nachhaltige Zukunft. Die Verantwortung für die Umwelt und damit auch für die Gesellschaft steht ganz oben auf der Tagesordnung.

Die Hafenstandorte Antwerpen und Zeebrügge werden von der Hafenbehörde Antwerpen-Brügge betrieben, einer Aktiengesellschaft mit der Stadt Antwerpen und der Stadt Brügge als Anteilseignerinnen. Das Hafenunternehmen beschäftigt 1.800 Mitarbeiter. Antwerpens Vize-Bürgermeisterin Annick De Ridder ist die Vorsitzende des Verwaltungsrats und Brügges Bürgermeister Dirk De fauw ist Stellvertretender Vorsitzender. Jacques Vandermeiren ist CEO und Vorsitzender des Exekutivausschusses, der für das Tagesgeschäft zuständig ist.

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