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Hafen in Anwerpen: Wirtschaftsmotor auch in der Krise

18.10.2022

Trotz der negativen Einflüsse des geopolitischen und makroökonomischen Umfelds verzeichnen alle Frachtströme ein Wachstum, mit Ausnahme des Containersegments.

Nach neun Monaten verbucht Port of Antwerp-Bruges einen Gesamtgüterumschlag von 217,4 Millionen Tonnen, was einer leichten Steigerung von 0,8 % im Vergleich zum selben Zeitraum im Vorjahr entspricht. Das meldete der Hafen Antwerpen-Brügge.

Trotz der negativen Einflüsse des geopolitischen und makroökonomischen Umfelds verzeichnen alle Frachtströme ein Wachstum, mit Ausnahme des Containersegments, das weiterhin unter Druck steht.  Zusammen mit einer Reihe von Ankündigungen neuer Investitionen in die Hafenplattformen von Antwerpen und Zeebrugge bestätigt dies die Attraktivität und Widerstandsfähigkeit des vereinigten Hafens.  

Der Containerumschlag ist nach neun Monaten im Vergleich zum selben Zeitraum im Vorjahr um 8,8 % (in Tonnen) bzw. um 5 % (in TEU) zurückgegangen. Dieser Rückgang ist auf die anhaltende Beeinträchtigung der Containerlogistik und die Folgen des Konfliktes in der Ukraine zurückzuführen. Die Container rotieren aufgrund von Engpässen immer noch nicht ausreichend, sodass der Umschlag an vollen Containern sinkt, während der Umschlag an leeren Containern steigt. Und obwohl die betrieblichen Herausforderungen langsam abnehmen, ist eine Normalisierung der weiterhin stark beeinträchtigten Container-Linienschifffahrt nicht vor dem ersten Quartal 2023 in Sicht.

Stückgüter nahmen um 9,7 % zu. Während die Abfuhr von Stahl stabil bleibt, gehen die angelieferten Stahlmengen aufgrund hoher Lagerbestände und sinkender Nachfrage zurück. Trotz einer rückläufigen Tendenz beim Umschlag von Holz und Baustoffen verzeichnen diese Produktgruppen, genau wie Obst, weiterhin ein Wachstum.  

Der Roll-on/Roll-off-Verkehr weist einen Anstieg um 8,1 % auf. Der Umschlag von Neufahrzeugen ist um 8,5 % gestiegen, was vor allem auf die hohe Zufuhr aus China zurückgeht. Dagegen ist die Zahl der Gebrauchtfahrzeuge und Lastwagen um 7,3 % bzw. 17 % zurückgegangen. Die unbegleitete Fracht (außer Container) stieg um 13 %.  

Das Wachstum im Schüttgut-Segment (+21,5 %) ist vor allem auf den steigenden Kohletransport zurückzuführen. Die gestiegene Nachfrage nach Kohle für die Stromerzeugung führte zu einem Umschlag von 2,43 Millionen Tonnen gegenüber 364 000 Tonnen im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der Umschlag von Eisenerz nahm zu, während Schrott, Sand und Kies rückläufig waren und andere Baustoffe auf demselben Niveau blieben. Obwohl die Zu- und Abfuhr von Düngemitteln im Vergleich zum zweiten Quartal zunahm, wurde immer noch ein Rückgang im Vergleich zum Rekordjahr 2021 verbucht (-11,8 %). 

Das Segment der flüssigen Massengüter verzeichnete einen Anstieg von 13,3 %. Insbesondere LNG wies ein starkes Wachstum auf (+66,5 %). In diesem Jahr sind bereits 215 LNG-Schiffe in Zeebrugge eingelaufen, gegenüber 121 im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Zuwächse gibt es auch bei LPG (+30 %), bedingt durch die hohen Erdgaspreise, sowie bei Benzin (+12,2 %), Diesel/Heizöl (+9,7 %) und Naphtha (+14,6 %). Der Umschlag von Chemikalien wuchs ebenfalls noch um 6,3 %, aber vor allem bei der Abfuhr war ein deutlicher Rückgang zu sehen, da die Produktion aufgrund der gestiegenen Energiekosten zurückgefahren wird.  

Zeebrugge begrüßte in den ersten neun Monaten 102 Kreuzfahrtschiffe mit 325.406 Passagieren, was eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr bedeutet, als die Kreuzfahrtbranche durch Covid-19 weitgehend zum Erliegen gekommen war.  

Vereinigter Hafen lockt Investoren an

Seit dem offiziellen Start des Fusionshafens Port of Antwerp-Bruges vor sechs Monaten haben bereits mehrere Investoren und neue Projekte ihren Weg auf die Hafenplattformen von Antwerpen und Zeebrugge gefunden. Beispielsweise wird Conti Seafrigo Antwerp ein neues Tiefkühllager bauen, Antwerp Euroterminal (AET) wird das größte Parkhaus Belgiens in Betrieb nehmen und Fluxys wird zusammen mit Advario ein Ammoniak-Terminal errichten. In der Zwischenzeit hat Covestro mit dem Bau einer Anilin-Fabrik begonnen, ITC Rubis expandiert mit einer zusätzlichen Tankanlage und Lanxess installiert ein neues Klimaschutzsystem. Ineos hat beschlossen, von Antwerpen aus ein Pilotprojekt für CCS (CO₂-Abscheidung und -Speicherung) einzurichten. In Zeebrugge gründet die Ziegler-Gruppe eine Niederlassung für unbegleitete RoRo-Fracht nach Irland und Großbritannien, und die Immobiliengruppe Intervest eröffnete diese Woche offiziell den Logistikkomplex, den sie im April vom chinesischen Entwickler Lingang übernahm.

Jacques Vandermeiren, CEO von Port of Antwerp-Bruges: „Trotz der anhaltenden Herausforderungen aufgrund des aktuellen geopolitischen und makroökonomischen Umfelds stehen wir als vereinigter Hafen da. Der negative Trend im Containersegment, der durch das Wachstum in den anderen Segmenten ausgeglichen wird, dürfte sich bis zum Jahresende fortsetzen. Aber der Strom an substanziellen, zukunftsorientierten und nachhaltigen Investitionen und neuen Projekten, insbesondere in einer Zeit von Schließungen und Produktionsrückgängen wegen hoher Energiepreise, ist eine Bestätigung unserer starken Position und Attraktivität als Welthafen.“ 

Annick De Ridder, Hafenrätin der Stadt Antwerpen und Vorsitzende des Verwaltungsrats von Port of Antwerp-Bruges: „In diesen extrem schwierigen Zeiten beweist unser vereinigter Hafen seine Widerstandsfähigkeit. Das belegt der leichte Anstieg von 0,8 % gegenüber demselben Zeitraum im Vorjahr. Außerdem wurden diesen Monat einige größere Investitionen angekündigt. Dazu gehören insbesondere die Modernisierung des Europa-Terminals (mit Investitionen von 335 Mio. Euro durch Port of Antwerp-Bruges und 500 Mio. Euro durch PSA Antwerp), die Einweihung der Klimaschutzanlage von Lanxess (13 Mio. Euro) und der Beginn der Bauarbeiten für die Anilin-Produktionsanlage von Covestro (300 Mio. Euro). Außerdem werden in diesem und im nächsten Jahr netto 750 Hafenarbeiter hinzukommen. Gemeinsam mit den innovativen Unternehmen in unserem Hafen, die an eine nachhaltige Zukunft glauben und ihre Präsenz durch Investitionen verankern, ist und bleibt unser Hafen der Wirtschaftsmotor von Flandern.“  

Dirk De fauw, Bürgermeister der Stadt Brügge und stellvertretender Vorsitzender von Port of Antwerp-Bruges:Dass wir dieses Ergebnis unter den gegenwärtigen Bedingungen erzielen können, lässt mich hoffnungsvoll in die Zukunft blicken, auch wenn wir unsere Widerstandsfähigkeit sicherlich noch brauchen werden. Das Wachstum des LNG-Umschlags bestätigt die wichtige Position von Port of Antwerp-Bruges in diesem Segment. Darüber hinaus haben wir kürzlich zwei neue Fernost-Dienste eingerichtet und wurden als erster Löschhafen in Europa in den „NWC – USA – SAWC Service“ von MSC aufgenommen. Zusammen mit den neuen Investitionen wird dies unsere internationale Position weiter stärken.“   

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