Ein Wirtschaftsforum in Havanna unterstreicht Chinas Rolle in der kubanischen Wirtschaft. Kuba zeigt sich offen für „neue Formeln und Initiativen“ mit China.
Für Kuba hat die wirksame Beteiligung Chinas als strategischer Partner am Plan für wirtschaftliche und soziale Entwicklung bis 2030 (PNDES 2030) eine hohe Priorität. Das sagte Tania Aguiar Fernández, Vizepräsidentin der kubanischen Handelskammer, bei der Eröffnung eines chinesisch-kubanischen Wirtschaftsforums in der vergangenen Woche in Havanna. Aguiar Fernández erklärte sich offen für „neue Formeln und Initiativen zur Schaffung starker Partnerschaften in wichtigen Produktionen und Sektoren für beide Länder”, wie die kubanische Nachrichtenagentur ACN berichtete.
Kubas Plan für wirtschaftliche und soziale Entwicklung 2030 (PDF) ist das Leitdokument des nationalen Planungssystems und umfasst Strategien, Ziele und allgemeine Maßnahmen im wirtschaftlichen, sozialen und politischen Bereich, um die Richtung der Entwicklung zu bestimmen und die strukturellen Ungleichgewichte der Wirtschaft mit einer strategischen und einvernehmlichen Vision mittel- und langfristig zu lösen. Der PNDES 2030 legt sechs strategische Achsen für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung im Jahr 2030 fest, darunter den Gender-Ansatz, die Verringerung der Ungleichheiten, das Wirtschaftswachstum, die ökologische Nachhaltigkeit, die Beseitigung des Hungers und Integration der drei Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung.
Bei dem chinesisch-kubanischen Treffen waren unter anderem die Sektoren Getränkeherstellung, Lebensmittel, Bauwesen, Tourismus, Kultur, Energie, Logistik, Industrie, Industrieausrüstungen, Haushaltswaren, Verpackungen, Forschung und Entwicklung, Biomedizin, Rechts- und Beratungsdienstleistungen vertreten. Lin Shuya, stellvertretende Generalsekretärin des Chinesischen Rates für die Förderung des internationalen Handels in der Region Shanghai Pudong und zugleich Vizepräsidentin und Generalsekretärin der Internationalen Handelskammer Shanghai Pudong, erklärte, dass das Hauptziel ihrer Delegation darin bestehe, mit kubanischen Unternehmern Investitionsprojekte zu sondieren und potenzielle Möglichkeiten im bilateralen Handel zu suchen. Auf dem Forum im Hotel Nacional wurde ein Kooperationsabkommen zwischen der kubanischen Handelskammer und der Handelskammer von Shanghai Pudong unterzeichnet.
Verstärkte Zusammenarbeit mit China
Bereits im April dieses Jahres fand in Havanna ein ähnliches Treffen statt, um die Zusammenarbeit zwischen Kuba und China in den Bereichen Wirtschaft, Handel, Finanzen und bilaterale Kooperation zu fördern. Das Treffen, an dem zahlreiche Geschäftsleute aus den chinesischen Provinzen Zhejiang, Hangzhou und Guangzhou teilnahmen, war Teil des Besuchsprogramms des Chinesisch-Lateinamerikanischen Industrieparks (PICLA). PICLA ist eine Plattform in der Sonderentwicklungszone Mariel (ZEDM), westlich von Havanna. Das Projekt soll die Zusammenarbeit beider Seiten in strategischen Sektoren wie E-Commerce-Technologie, Logistik und Finanzdienstleistungen sowie Kultur und Bildung stärken und Investitionsmöglichkeiten für chinesische Unternehmen schaffen, die auf dem kubanischen Markt expandieren möchten.
Am weitesten fortgeschritten ist die Zusammenarbeit im Energiesektor. Kuba plant mit chinesischer Hilfe bis 2028 die Installation von 92 Photovoltaik-Solarparks mit einer Gesamtkapazität von 2.000 MW Stromerzeugung. Kuba setzt seit 2014 auf den Ausbau erneuerbarer Energien und strebt Energieunabhängigkeit an. Noch aber liegt Kuba weit hinter dem selbst gesteckten Fahrplan zurück, den Anteil erneuerbarer Energien an der Energiematrix des Landes bis 2030 auf 37 Prozent und danach schrittweise auf 100 Prozent auszubauen.
In einem ersten Schritt wurden im Juni dieses Jahres mehrere von der chinesischen Agentur für internationale Zusammenarbeit und Entwicklung gestiftete Photovoltaikparks eingeweiht. Die Anlagen in den Provinzen Villa Clara, Ciego de Ávila und Holguín erzeugen zusammen 12 MW Energie. Derzeit werden angesichts der Stromausfälle, von denen täglich durchschnittlich ein Viertel des Landes betroffen ist, in mehreren Provinzen die ersten 46 Solarparks mit einer Erzeugungskapazität von 1.000 MW errichtet, deren Aufbau im Mai 2025 abgeschlossen sein soll.
China ist einer der wichtigsten Handelspartner Kubas und gilt als wichtiger strategischer Partner der Insel. Beide Länder arbeiten unter anderem in den Bereichen Landwirtschaft, erneuerbare Energien, Biopharmazie, Information und Kommunikation, Tourismus und Infrastruktur umfassend zusammen.