Die Handelskammer in Flanderen, Voka, erwartet schwaches aber kontinuierliches Wachstum
Voka-Chefökonom Bart Van Craeynest erwartet für die belgische Wirtschaft in den nächsten 18 Monaten ein geringes, aber positives Wachstum, mit deutlichen Unterschieden zwischen den verschiedenen Branchen. Die Inflation werde voraussichtlich weiter auf ein normales Niveau abkühlen.
Trotz zahlreicher negativer Meldungen über Unternehmen, darunter Schließungen, Umstrukturierungen und Insolvenzen, zeige sich die belgische Wirtschaft in den letzten Quartalen widerstandsfähig, heisst es in dem Bericht von VOKA. Es stehe zwar eine Phase schwachen Wachstums bevor, jedoch seien keine schweren Krisen zu erwarten.
Wirtschaftswachstum bleibt positiv
Während andere europäische Länder wie Deutschland, die Niederlande, Österreich und Finnland wirtschaftlich stagnierten oder sogar schrumpften, konnte Belgien in den letzten zwei Jahren ein Wirtschaftswachstum von 2,4% verzeichnen. Dieses Wachstum sei jedoch hauptsächlich auf die automatische Lohnindexierung und eine expansive Steuerpolitik zurückzuführen, beides Maßnahmen, die langfristig nicht haltbar seien.
Die positiven Entwicklungen seien mit Vorsicht zu betrachten, da das Wachstum in diesem Jahr bereits nachgelassen habe. In den letzten zwölf Monaten sei die Wirtschaft nur noch um 1% gestiegen. Auch auf dem Arbeitsmarkt sei eine Verlangsamung zu beobachten, insbesondere im privaten Sektor, während die Beschäftigung im öffentlichen Bereich weiterhin zunehme.
Unternehmen weiterhin skeptisch
International gebe es Anzeichen für eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage, insbesondere durch den Abschluss des Zinserhöhungszyklus der Zentralbanken, die nun Zinssenkungen anstreben. Dies könnte in den kommenden Monaten und Jahren die Weltwirtschaft wiederbeleben. Trotzdem bleibe die Lage in der globalen Industrie angespannt, und es werde noch einige Zeit dauern, bis die Effekte der Zinssenkung spürbar werden.
Für Belgien bleibe der Ausblick gemischt. Während das Verbrauchervertrauen auf einem durchschnittlichen Niveau liege, zeige das Vertrauen der Unternehmen weiterhin Schwächen, insbesondere in der Industrie und im Baugewerbe.
Beide Sektoren kämpften mit strukturellen Problemen wie hohen Lohnkosten, steigenden Energiekosten und bürokratischen Hürden. Eine Erholung in diesen Bereichen werde erwartet, allerdings erst in den kommenden Jahren, wenn die Zinssenkungen und die Verbesserungen der internationalen Konjunktur griffen. Die Kaufkraft der belgischen Haushalte bleibe stabil, werde aber voraussichtlich in den Nachbarländern stärker steigen.
Strukturelle Probleme erfordern Reformen
Die größten Herausforderungen für Belgien lägen jedoch in strukturellen Problemen, die das Wachstumspotenzial des Landes langfristig untergraben könnten. Dazu zählten die alternde Bevölkerung, die instabilen öffentlichen Finanzen, das langsame Produktivitätswachstum und der schwierige Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft. Van Craeynest betont, dass tiefgreifende Strukturreformen notwendig seien, um