Das globale wirtschaftliche Umfeld wird ungemütlicher. Das zeigt der aktuelle AHK World Business Outlook.
Die Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) gibt die Rückmeldungen von weltweit mehr als 3.200 im Ausland vertretenen deutschen Unternehmen zusammenfasst.
Der World Business Outlook zeigt, dass neben den steigenden Rohstoffpreisen und den immer noch bestehenden Reiseeinschränkungen die Lieferkettenstörungen in den vergangenen Monaten sogar nochmals zugenommen haben – inzwischen ist mehr als jedes zweite international aktive deutsche Unternehmen davon betroffen. AHK debelux befragte die Unternehmen in Belgien. Hier zeichnete sich ein optimistischeres Bild.
In Belgien sind die Unternehmen optimistisch
Die belgischen Unternehmen beurteilten in der Umfrage ihre gegenwärtige geschäftliche Lage überwiegend mit gut. Zudem erwarten knapp 80 Prozent eine Verbesserung in den kommenden zwölf Monaten.
Knapp über die Hälfte rechnet in diesem Zeitraum auch mit einer Verbesserung des wirtschaftlichen Umfelds. Über ein Drittel denkt hierbei eher an eine gleichbleibende Konjunktur. Ebenso viele Unternehmen wollen ihre investiven Ausgaben in den kommenden zwölf Monaten stabil halten. Die Mehrheit jedoch will ihre Investitionen erhöhen.
Bei der Frage nach Veränderungen in der Beschäftigungszahl spalten sich die Antworten 50:50 auf: die ein Hälfte möchte mehr Personal einstellen, die andere Hälfte verändert nichts an der Beschäftigtenzahl.
Nachfrage nicht mehr größtes Geschäftsrisiko
Zum ersten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie steht die Nachfrage nicht mehr an erster Stelle der Geschäftsrisiken. Der Fachkräftemangel hat sie abgelöst. Diesen nannten über 70 Prozent der Unternehmen als Risiko Nr. 1 für ihre wirtschaftliche Entwicklung, gefolgt von Rohstoffpreisen (43 Prozent), Arbeitskosten (36 Prozent) und dann erst Nachfrage (29 Prozent). Damit zeigt sich eine Normalisierung in der Risikoeinschätzung auf Vor-Corona-Niveau.
Reiseinschränkungen und abgesagte Messen sind belastend
Allerdings fühlen die Unternehmen noch immer die Auswirkungen der Krise. Reiseeinschränkungen (63 Prozent), abgesagte Messen (50 Prozent) und Probleme mit Lieferketten und Logistik (43 Prozent) sind die Haupt-Belastungsfaktoren. Im Bereich der Lieferketten suchten dennoch lediglich 21 Prozent nach neuen oder zusätzlichen Lieferanten.
Die Befragten in Belgien kamen zur Hälfte aus dem Dienstleistungssektor, zu 29 Prozent aus der Industrie und dem Bausektor und zu 21 Prozent aus dem Groß- und Einzelhandel. Die überwiegende Mehrheit hat weniger als 100 Mitarbeiter, 21 Prozent zwischen 100 und 1000 Mitarbeiter und 14 Prozent mehr als 1000 Mitarbeiter.
Außenwirtschaft zeigt sich robust
Die weltweiten Umfrage-Ergebnisse, die durch den DIHK ausgewertet werden, zeigen, dass sich die Einschätzungen der Unternehmen zur Konjunktur in den internationalen Märkten gegenüber der Frühjahrsumfrage leicht eingetrübt haben. In diesem etwas verschlechterten globalen Wachstumsszenario behauptet sich die deutsche Außenwirtschaft allerdings wacker: Die Erwartungen der Unternehmen an ihr Auslandsgeschäft verbessern sich moderat.
"Obwohl die Konjunktur in vielen Regionen ins Stocken gerät, packen die deutschen Unternehmen an ihren internationalen Standorten an und behaupten sich auf den Weltmärkten", fasst DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier die Ergebnisse zusammen. "Der DIHK rechnet 2022 mit einem deutschen Exportwachstum von 7,0 Prozent – welches immerhin über dem langfristigen Durchschnitt von 4,5 Prozent liegt."
Optimismus mit Blick auf die eigene Geschäftsentwicklung
Insgesamt bewerten die Auslandsunternehmen ihre aktuelle Geschäftslage positiver als im Frühjahr: Weltweit bezeichnen 52 Prozent ihre Lage als gut, nur 11 Prozent als schlecht. Insbesondere in Europa verzeichnen die Befragten gute Geschäfte: In der Eurozone sind es 55 Prozent, in sonstigen europäischen Staaten (inklusive Großbritannien, Schweiz und Norwegen) 60 Prozent und in Ost- und Südosteuropa (ohne EU) sogar 67 Prozent.
Und auch mit Blick auf die Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten sind die deutschen Unternehmen mehrheitlich optimistischer als zuletzt. Über alle Weltregionen hinweg erwarten 56 Prozent bessere, nur 6 Prozent schlechtere Geschäfte. "Es macht Mut zu sehen, dass sich die Geschäfte der Unternehmen an ihren internationalen Standorten als zäh und widerstandsfähig erweisen", so Treier. Auch die globalen Investitions- und Beschäftigungsabsichten der Unternehmen steigen an.
… aber nicht auf die Konjunktur
Nach Treiers Worten ist dies "umso bemerkenswerter, als die Erholung der Weltwirtschaft insgesamt an Fahrt verliert". Zwar rechnen immerhin 41 Prozent der weltweit befragten Unternehmen mit einer besseren Konjunkturentwicklung vor Ort, 17 Prozent mit einer schlechteren. Insbesondere in China und Nordamerika trüben sich die Konjunkturerwartungen jedoch merklich ein.
Während im Frühjahr noch 70 Prozent der deutschen Unternehmen in China von einem positiven Konjunkturtrend vor Ort ausgingen, sind es aktuell nur noch 36 Prozent. In den USA sinkt dieser Wert von 74 auf 50 Prozent. "Die Unternehmen sehen mit Sorge, dass in den beiden Weltkonjunktur-Lokomotiven der letzten Monate offenbar die Luft dünner wird", kommentiert der DIHK-Außenwirtschaftschef die Zahlen. "Für den wirtschaftlichen Aufholprozess nach der Corona-Krise sind das keine guten Vorzeichen."
Hauptrisiken Rohstoffpreise, Wirtschaftspolitik und Fachkräfte
So wird das wirtschaftliche Umfeld für Auslandsgeschäfte in vielen Weltregionen schwieriger. Für 44 Prozent der deutschen Unternehmen im Ausland stellen steigende Rohstoffpreise aktuell das größte Risiko für die Weltwirtschaft dar, gefolgt von wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen wie Steuern, Zölle oder Sanktionen mit 40 Prozent. Auch Fachkräfteengpässe gewinnen an Bedeutung (von 29 auf 37 Prozent).
Corona-Folgen tragen zum Inflationsrisiko bei
Als direkte Auswirkungen der Corona-Krise belasten zudem Reiseeinschränkungen (65 Prozent) sowie Probleme bei Lieferketten und Logistik (Anstieg von 40 auf 54 Prozent) die internationalen Geschäfte der Unternehmen.
"Was wir hier sehen, ist eine gefährliche Gemengelage wirtschaftspolitischer Risiken, die den Kostendruck auf die Unternehmen erhöhen", so Treier. "Geben sie diese Kosten an ihre Kunden weiter, steigt die Inflation."