Viel Licht und viel Schatten im internationalen Geschäft
Unternehmen weltweit spüren nach einer aktuellen Umfrage der Auslandshandelskammern (AHKs) eine insgesamt abgekühlte Konjunktur. Auch in Belgien und Luxemburg antworten die Unternehmen verhalten.
Trotz der damit verbundenen Herausforderungen bauen sie ihr weltweites Engagement derzeit jedoch in vielen Märkten aus.
Die Deutsche Handelskammer (DIHK) sammelte im Oktober die Antworten von rund 3600 Unternehmen weltweit über die Auslandshandelskammern (AHK). Auch belgische und luxemburgische Firmen nahmen teil.
"Wir erleben gerade eine sehr intensive Phase mit viel Licht und viel Schatten im internationalen Geschäft", sagte Volker Treier, Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), bei der Vorstellung des AHK World Business Outlook für Herbst 2023.
Danach erwarten aktuell 21 Prozent der Betriebe eine bessere konjunkturelle Entwicklung in den nächsten 12 Monaten an ihren jeweiligen Standorten, während 32 Prozent mit einer Abkühlung rechnen. Die Unternehmen in Belgien und Luxemburg stimmten mit 11% für eine bessere und mit 33% für eine verschlechterte Konjunktur unter dem weltweiten Durchschnitt.
International immerhin "eine gewisse Aufbruchstimmung"
Die Geschäftslage der Unternehmen bleibt der Umfrage zufolge mittelmäßig, variiert jedoch je nach Region. Während die Betriebe aktuell in Europa noch von einer recht guten Situation berichten, sind ihre Erwartungen für die künftigen Geschäfte hier deutlich pessimistischer. Die schwächelnde deutsche Wirtschaft und strukturelle Herausforderungen wie Fachkräftemangel und hohe Bürokratie belasten die Stimmung der Unternehmen auf dem Kontinent. Hingegen zeigen sich die Unternehmen an ihren nordamerikanischen Standorten konstant optimistisch, mit positiven Geschäftslagen und sogar verbesserten Erwartungen. Auch im Asien-Pazifik-Raum (ohne Greater China) und in Süd- und Mittelamerika blicken die Betriebe sehr zuversichtlich auf ihre Geschäftsentwicklung.
In Belgien und Luxemburg glauben nur 33% der Umfrageteilnehmer an eine verbesserte geschäftliche Entwicklung in den nächsten zwölf Monaten, das liegen unter dem weltweiten Durchschnitt (44%). Rund 11% sagten, es werde ihnen schlechter gehen, gegenüber 13% weltweit.
Hauptrisiko Rohstoffpreise
Während im Frühjahr noch die Energiepreise auf der Liste der Geschäftsrisiken ganz oben standen, sind es nun die Rohstoffpreise (61%). Doch auch Energieausgaben sind noch eine Belastung (44%). Das drittgrößte Risiko für die geschäftliche Entwicklung stellen Fachkräftemängel und Arbeitskosten dar. Der weltweite Trend zeigt ein abweichendes Bild: hier liegen Nachfrage (46%), politische Rahmenbedingungen (43%) und Fachkräftemangel (37%) auf den ersten Plätzen.
Risiken im Zusammenhang mit der restriktiven Geldpolitik – wie schwankende Wechselkurse und Herausforderungen bei der Finanzierung – haben zudem leicht zugenommen und stellen damit beachtliche Risiken dar, meldete die DIHK. Angebotsseitige Engpässe wie Lieferkettenstörungen oder hohe Energie- und Rohstoffpreise treten dagegen mittlerweile stärker in den Hintergrund.
Beschäftigungsabsichten deutlich zurückgegangen
Die abgekühlten Konjunktur- und Geschäftserwartungen der global aktiven Unternehmen führen zu leicht gesunkenen Beschäftigungsabsichten der Unternehmen. Während 36 Prozent der Unternehmen weltweit mit einem höheren Personalbestand in den kommenden zwölf Monaten planen (Frühjahr: 38 Prozent), planen 13 Prozent (Frühjahr: zwölf Prozent) mit einem geringeren Bestand.
Belgien und Luxemburg liegen sogar noch darunter. Knapp 17% der Antwortenden aus Belgien und Luxemburg beabsichtigen in den kommenden zwölf Monaten ihre Beschäftigtenzahl zu erhöhen. Noch im Frühjahr 2023 waren es 40%. 22% haben angegeben die Beschäftigtenzahl werde sich verringern, vor sechs Monaten lag dieser Anteil bei 18%.
Investitionsbereitschaft international deutlich höher als daheim
22% der teilnehmenden Unternehmen in Belgien und Luxemburg rechnen mit geringeren Investitionen vor Ort in den nächsten zwölf Monaten, 17% wollen dagegen mehr investieren. Die Mehrheit (39%) gibt gleichbleibende Investitionen an.
Die Investitionsabsichten der Be-Lux-Unternehmen heben sich damit kaum von denen der Deutschen ab: Laut der jüngst veröffentlichten DIHK-Konjunkturumfrage planen in den kommenden zwölf Monaten mehr Unternehmen mit einer Verringerung ihrer Investitionen als mit einer Ausweitung.
Unternehmen in Nordamerika, der MENA-Region und im Asien-Pazifik-Raum (ohne Greater China) planen jedoch mit höheren Investitionsbudgets. In Europa und China zeigen sich die Betriebe hingegen zurückhaltender.
Laut DIHK profitieren die Unternehmen an manchen Standorten sehr stark von günstigeren Investitionsbedingungen, berichtete der DIHK-Außenwirtschaftschef. "Doch auch dort spüren sie zusätzliche Belastungen, allen voran durch das weiterhin hohe Zinsniveau. Das ist insbesondere in der Eurozone und den USA so", analysiert er. "Auch die ausgeprägte Nachfrageschwäche Chinas sowie geopolitische Risiken schlagen negativ auf die Geschäfte der global agierenden deutschen Unternehmen durch."
Hoffnungen in China nicht erfüllt
Die Umfrage ergab zudem, dass sich in China die Hoffnungen auf eine Erholung der Nachfrage nach dem Ende der Null-Covid-Politik noch nicht bestätigen konnten. Aktuell berichten die Unternehmen dort von überwiegend schlechten Geschäften. Auch für die kommenden Monate fallen die Geschäftserwartungen eher gedämpft aus, insbesondere aufgrund eines erwartet schwächeren Konsums.