Denkt man an die Niederlande, denkt man schnell an Tulpen - und allen voran natürlich an die viel besungenen Tulpen aus Amsterdam. Und im Keukenhof in Lisse, einem der weltweit größten Blumenparks, wird dieser Blume gerade wieder ein Podium geboten. Denn sie ist nicht nur ein Symbol für die Niederlande, sondern auch ein beachtlicher Wirtschaftsfaktor.
Bis zum 12. Mai können Besucher in diesem Jahr den Keukenhof besuchen, der in diesem Jahr zudem sein 75-jähriges Jubiläum feiert. Aber was genau hat es mit dieser besonderen Gartenschau auf sich?
Vom Jagdrevier zum Blumenmeer
Der Ursprung des Keukenhof liegt im 15 Jahrhunderts, als das Gebiet „Keukenduyn“ noch unter Gräfin Jacoba van Beieren als Jagdrevier genutzt wurde. 1641 wurde die Fläche um ein Schloss und Anwesen von 200 Hektar bereichert. Der daraus resultierende Schlossgarten im englischen Landschaftsstil bildet auch heute die Grundlange des Keukenhofs. Die Entwicklung zum Frühlingspark fand jedoch erst deutlich später statt.
Nach Ende des zweiten Weltkrieges schlossen sich 20 Blumenzwiebelzüchter und Geschäftsleute zusammen, um das Anwesen in eine Ausstellung zu verwandeln - eine wahre Erfolgsgeschichte. Heute ist der Keukenhof nicht nur ein historisches Juwel, sondern auch eine der wichtigsten touristischen Attraktionen der Niederlande und ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, denn etwa 1,4 Millionen Menschen besuchen ihn jährlich. Ob via Boot, Fahrrad oder zu Fuß - der Keukenhof bietet in friedvoller Atmosphäre die Möglichkeit 7 Millionen Frühblüher zu besichtigen.
Wirtschaftsfaktor Tulpe
Doch auch abseits des Keukenhofs spielt die Blumenzucht und ganz besonders die Tulpe eine bedeutende Rolle für die Niederlande. Das Land misst nur 41.500 Quadratkilometer und knapp 2.600 davon sind mit Tulpen bedeckt. Im vergangenen Jahr exportierten unsere Nachbarn Blumen und Zwiebeln im Wert von 6,8 Milliarden Euro, meldet der niederländische Verband der Großhändler für Blumenschulprodukte. Damit sitzen die Niederlande an der Weltspitze der Blumenexporteure. Unter den Hauptabnahmeländern befinden sich Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien. Nach Deutschland exportierten die Niederlande im vergangenen Jahr mehr als 150.800 Tonnen Blumen. Ganz oben auf der Liste der Exportschlager steht die Rose, gefolgt von Tulpen und Chrysanthemen.
Internationale Spannungen
Auswirkungen des Brexits und politischer Unsicherheit in Importländern wie Israel und Ecuador spiegeln sich in den Blumenexporten wider. Bespielhaft sind auch die geopolitischen Spannungen mit Russland. Mit Beginn des Angriffskrieges Russlands in der Ukraine sind die Blumenexporte der Niederlande nach Russland deutlich zurückgegangen. Während viele Waren aufgrund von europäischen Sanktionen vom russischen Markt ausgeschlossen sind, fallen Schnittblumen wegen ihrer Kurzlebigkeit nicht unter die Exportverbote und werden weiterhin nach Russland exportiert. Dennoch, seit nun mehr zwei Jahren zählt Russland, auch zurückzuführen auf logistische Schwierigkeiten, nicht mehr zu den Top-Ten-Exportzielen des niederländischen Verkaufsschlagers.
Text: Vivien Caesar