Der Rückblick auf das Jahr 2020 ergab, dass der Einfluss der Corona-Krise zwar auch in unserer Handelskammer spürbar war, aber die guten Nachrichten überwiegen.
Am 8. Juni 2021 organisierte AHK debelux die diesjährige Mitgliederversammlung aufgrund der fortbestehenden Corona-Beschränkungen erneut digital. Der Rückblick auf das Jahr 2020 ergab, dass der Einfluss der Corona-Krise zwar auch in unserer Handelskammer spürbar war, aber die guten Nachrichten überwiegen: Mitgliederzuwachs, Abschluss der Umbauarbeiten des Brüsseler Büros und geringere Einnahmenrückgänge als erwartet.
Auf der Mitgliederversammlung, die durch Präsident Georges Lentz geleitet wurde, gab Hauptgeschäftsführer Hans-Wolfgang Busch einen Überblick über den Verlauf des Geschäftsjahres 2020 des Brüsseler Büros.
Einnahmenrückgang insbesondere im Bereich Messevertretung
„Wir sehen im Bereich der Dienstleistung Marktberatung eine deutliche Ertragssteigerung um knapp 20 Prozent.“ Aufgrund der strengen Reise- und Quarantänebestimmungen mussten die geplanten B-to-B-Treffen zwischen belgischen und deutschen Firmen auf Online-Plattformen ausweichen. Dies tat dem Interesse der Firmen jedoch keinen Abbruch. Wir organisierten branchenbezogene Markterkundungstreffen für Erneuerbare Energien (Windenergie und Photovoltaik) sowie im Bereich Handwerk/Renovierung. Auch 2021 geht es vorerst rein digital weiter mit den Markteintrittsprojekten. In der ersten Jahreshälfte liegt der Fokus hierbei auf Firmen, die für die Nachhaltigkeit in der Baubranche aktiv sind.
„Im Bereich der Vermarktung deutscher Messen in Belgien und Luxemburg haben wir Ertragsrückgänge um 20 Prozent im Vergleich zu 2019“, berichtete Busch. Der eigentliche Verlust wiege jedoch schwerer, da 2020 als gerades Jahr unter normalen Umständen besonders viele Messeveranstaltungen hätte beinhalten müssen. Durch die Coronakrise fielen diese allerdings größtenteils aus bzw. mussten auf weniger ertragreiche digitale Veranstaltungen umgestellt werden. Das schmälerte die Einnahmen für AHK debelux erheblich. „Auch 2021 gibt es in Deutschland kaum physische Messen, d. h. wir müssen uns wieder auf ‚Diätkost‘ einrichten. Wir rechnen aber 2022 wieder mit relativ normalen Einnahmen.“
Auf andere Dienstleistungen der AHK debelux in Brüssel wie z. B. im Umweltbereich bei der Beratung und Unterstützung zu Verpackungsanmeldungen etc. hatte die Corona-Krise keinen negativen Einfluss bei den Umsätzen.
Großes Anfragevolumen rund um Corona-Regeln
Im Gegenteil, im Laufe des Jahres 2020 stieg der Arbeitsaufwand einiger Abteilungen aufgrund tausender Anfragen von Unternehmen zu den Corona-Maßregeln. Insbesondere im Bereich Recht & Steuern fragten Kunden und Mitglieder nach den Bestimmungen in Belgien und Luxemburg. „Welche Bescheinigungen brauche ich, wenn ich einen Auftrag über die Grenze erledigen will?“ oder „Wie sind die Text- und Quarantäne-Regelungen?“ und „Wie sehen die Kurzarbeitsregeln aus in Belgien?“ – „Dies sind alles Fragen, mit denen wir uns täglich beschäftigten. Wir haben auch eine extra Webseite eingerichtet rund um die Corona-Regeln in unseren drei Ländern, die ein riesiges Klickvolumen erreicht hat“, erläuterte Busch den Mitgliedern.
Weiter berichtet der Hauptgeschäftsführer, dass die Mitgliederzahl auch 2020 wieder gewachsen ist, von 609 auf 625. Dennoch bleibe Potential nach oben, insbesondere bei den belgischen und luxemburgischen Firmen. „Wir sind die einzige Kammer im deutschen Auslandshandelskammer-Netzwerk (AHK) weltweit, die eine voll funktionierende ‚Business-Unit‘ in Deutschland hat. Unser Büro in Köln erbringt Kerndienstleistungen einer AHK für belgische und luxemburgische Unternehmen, die in Deutschland aktiv sind.“
Podcast: Geschäftsführerbericht Büro Brüssel
Büro Köln spürte Nachfragerückgang
Marc Van Audekerke, Geschäftsführer der AHK debelux in Köln, legte den Mitgliedern ebenfalls dar, wie das vorige Jahr verlaufen ist. „Das war für uns kein einfaches Jahr, aber wir haben trotzdem schwarze Zahlen geschrieben. Wir sind zuversichtlich für die Zukunft.“
Wichtigste Dienstleistung für die AHK debelux-Mitglieder ist die Lohn- und Gehaltsbuchhaltung. Das Büro in Köln übernimmt dabei für mittlerweile über 100 belgische oder luxemburgische Firmen, die in Deutschland Personal beschäftigen, aber keine eigene Niederlassung oder Personalverwaltung um Land haben, sämtliche Registrierungen, monatliche Gehaltsabrechnungen und –auszahlungen sowie die Melde- und Bescheinigungsverfahren für Lohnsteuer und Sozialversicherung.
Van Audekerke berichtete, dass die Kunden dieser Dienstleistung besonders unter der Corona-Krise gelitten haben. Erstmals seit zehn Jahren sei die Kundenanzahl zurückgegangen. „Dies ist auf die Krise zurückzuführen, aber auch der Tatsache geschuldet, dass viele unserer Kunden kein Kurzarbeitergeld in Deutschland beantragen können, da sie dort über keine eigene Niederlassung verfügen. Dies hat dann leider auch zu Entlassungen geführt“, so Van Audekerke. „Die deutsche Rechtslage sieht die Auszahlung von Kurzarbeitergeld nur für Firmen vor, die eine Niederlassung in Deutschland haben. Ausländischen Firmen bleibt ansonsten der Zugang zum Kurzarbeitergeld verweigert und dies, obwohl umgekehrt, bei gleicher Ausgangslage, deutsche Firmen in Belgien Kurzarbeitergeld beantragen können.
Auch das Interesse an der Gründung einer eigenen Niederlassung in Deutschland ging laut Van Audekerke mit der Corona-Krise zurück. „Firmen, die im ersten Quartal 2020 noch Interesse zeigten, haben ihre Entscheidung vorerst verschoben. Ob und wann sie die GmbH-Gründung wieder in Angriff nehmen, ist noch ungewiss.“ Auch beim Angebot der Personalvermittlung des Büros Köln ist die Lage ähnlich. Seit Beginn der Corona-Krise im Frühjahr konnten keine Aufträge mehr verzeichnet werden. „Die Firmen sind derzeit nicht daran interessiert, neues Personal einzustellen“, so Van Audekerke.
Podcast: Geschäftsführerbericht Büro Köln
Corona wirkte auch als Kostenbremse
Martin Keller, Schatzmeister der AHK debelux (CEO Commerzbank Belgien und Luxemburg) stellte den Mitgliedern die Einnahmen- und Ausgabensituation zum Abschluss des Geschäftsjahres 2020 dar. „Wenn wir auf das letzte Jahr schauen, ist klar, dass Covid uns überall – auch in der Handelskammer – geprägt hat.“ Dennoch gibt es gute Nachrichten: „Die Kammer ist besser durch das Corona-Jahr gekommen als wir erwarten konnten“, erklärt Keller. Der Umbau des Brüsseler Büros ist im Rahmen des Budgets geblieben, die Zahl der Mitglieder ist gestiegen und der coronabedingte Einnahmenverlust blieb mit 14 Prozent unterhalb des Befürchteten. Hinzu kommt: „Corona hat sich auf der Ausgabenseite als Kostenbremse ausgewirkt, die Handelskammer konnte rund 250.000 Euro einsparen“, so Keller. Maßgeblich hierfür waren u. a. die Inanspruchnahme der Kurzarbeitsregel für das Brüsseler Büro sowie der Wegfall der Veranstaltungs- sowie Dienstreisekosten.
Der Ausblick auf 2021 ist zuversichtlich: „Wir müssen schauen wie sich die Coronalage entwickelt, aktuell gibt es eine Verbesserung des Infektionsgeschehens. Allerdings lässt sich noch nicht abschätzen, welche Auswirkungen die Pandemie auf das Jahr insgesamt haben wird. Aufgrund der Zahlen von 2020 gibt es jedoch keinen Grund zum Schwarz sehen.“
Beschlüsse der Mitgliederversammlung
Im Anschluss an den Schatzmeisterbericht gibt Rechnungsprüfer Christian Schmetz (BDO) ein uneingeschränktes Prüfungstestat zum 31.12.2020 ab. Die Mitglieder erteilten daher Entlastung für Verwaltungsrat, Geschäftsführung und Rechnungsprüfer per elektronischer Abstimmung auf der neuen Plattform eGovernance.
Ein weiterer Beschluss auf der Mitgliederversammlung betraf die Wahl eines neuen Mitglieds im Verwaltungsrat. Dr. Joerg Flath wurde für vier Jahre in das AHK debelux-Gremium gewählt. Der CFO Siemens France & Belgium löst Verwaltungsrat Peter Bichara (ebenfalls Siemens) ab. Zudem stimmten die Mitglieder dafür, dass die Firma BDO auch die Rechnungsprüfung in den folgenden drei Jahren übernimmt.
Sie folgten auch der Empfehlung des Schatzmeisters und entschieden sich gegen eine Anhebung der Mitgliedsbeiträge für 2022. Auch wenn die Beiträge seit 2015 nicht mehr angehoben wurden, so empfahl Keller, aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Situation, die Beiträge 2022 nicht zu erhöhen. „Gerade das letzte Jahr hat unseren Mitgliedern sehr viel abverlangt in Covid-Zeiten“, so Keller.