Branchen & Märkte

US-Landwirte wollen mehr Handel mit Kuba

13.04.2022

Vertreter des US-Agrarsektors schlossen einen Besuch in Havanna mit der Hoffnung ab, in Zukunft mehr Produkte nach Kuba verkaufen zu können.

 

Eine Gruppe von US-Agrarunternehmern erklärte Ende vergangener Woche in Havanna, nach mehr Möglichkeiten für Handel und Technologietransfer mit der Insel zu suchen und sich gleichzeitig um eine Aufhebung der US-Blockade zu bemühen. Die US-Delegation nahm an der parallel zur Landwirtschaftsmesse FIAGROP stattfindenden dritten kubanisch-US-amerikanischen Landwirtschaftskonferenz teil, auf der sie mit Landwirten aus Kuba Erfahrungen austauschte und über Möglichkeiten der Intensivierung des Handels diskutierte.

Der Vizepräsident der US-amerikanischen Weizenverbandes, Dalton Henry, sagte auf einer Pressekonferenz zum Abschluss der Konferenz, dass es unter den US-Agrarunternehmern „ein großes Interesse an einer Annäherung an die kubanischen Landwirte“ gebe. „Wir sind zuversichtlich, dass wir den Handel ausweiten können, während andere Organisationen in den USA für eine Verbesserung der bilateralen Beziehungen eintreten.“

Zu den 25 Mitgliedern der US-Gruppe gehörten Produzenten und Geschäftsleute aus verschiedenen US-Bundesstaaten, die Weizen, Mais, Bohnen, Milch, Reis, Hühner und andere Produkte produzieren, sowie Exporteure von Bier und anderen Getränken.

Kuba unterliegt seit 1962 einer strengen Finanz-, Handels- und Wirtschaftsblockade der Vereinigten Staaten, aber eine Bestimmung des US-Kongresses erlaubt seit der Jahrtausendwende den Verkauf von Lebensmitteln und Medikamenten. Diese Ausnahmeregelung verpflichtet die Insel jedoch dazu, ohne Kredit, mit Vorauszahlung und nur mit Schiffen zu kaufen, die eine Lizenz zum Anlaufen kubanischer Häfen haben. Nach Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) kaufte Kuba im Jahr 2021 Hühnerfleisch im Wert von 253 Millionen US-Dollar aus den Vereinigten Staaten, das waren 43 Prozent mehr als im Vorjahr. „Es gibt einen umfangreichen Handel zwischen den beiden Ländern, insbesondere im Geflügelsektor, und dieser Handel findet trotz aller Herausforderungen statt“, so Henry.

„Wir hoffen auch, dass wir eines Tages in der Lage sein werden, diesen Handel besser zu regulieren, und dass wir auch Zugang zu Krediten haben werden und kubanische Produkte in die Vereinigten Staaten schicken können“, erklärte Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel laut der Tageszeitung Granma während des Empfangs der US-Landwirte im Palast der Revolution.

„Unser Interesse ist es, die Politik zu ändern, die die bilateralen Beziehungen behindert“, sagte der US-Agrarunternehmer und Vertreter der Kansas State Farm Coalition, Douglas Kessling. Man sei an einer „Ausweitung des Handels“ mit der Insel interessiert. Vertreter der US-Delegation sprachen sich zudem für einen Technologietransfer nach Kuba aus, um die landwirtschaftlichen Erträge zu steigern – ein dringender Bedarf auf der Insel. „Ich bin in vielerlei Hinsicht sehr optimistisch“, aber der Technologietransfer wird aufgrund des Embargos „in nächster Zeit schwierig werden“, so Kessling.

Angesichts der schweren Versorgungskrise ist die Landwirtschaft einer Schlüsselsektoren der kubanischen Wirtschaft. Im vergangenen Monat hatte Landwirtschaftsminister Ydael Pérez Brito das Jahr 2021 als eines der schlechtesten Jahre für Kubas Landwirtschaft in der vergangenen Dekade bezeichnet. Seit Beginn der Corona-Pandemie versucht die kubanische Regierung mit zahlreichen Maßnahmen in der Landwirtschaft, die Lebensmittelproduktion zu steigern. Im April 2021 wurde eine Reihe von landwirtschaftlichen Reformen beschlossen; Anfang August 2021 hob die kubanische Regierung die Preisobergrenzen für landwirtschaftliche Erzeugnisse auf. Ende Februar präsentierte die Regierung einen Plan zur Ernährungssicherheit. Dieser soll die landwirtschaftlichen Erträge steigern, die Importabhängigkeit verringern und die Ernährungserziehung verbessern.

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