Mehr als die Hälfte unserer erwerbstätigen niederländischen Nachbarn arbeitet regelmäßig aus dem Homeoffice. Das niederländischen Statistikamt CBS gab bekannt, dass mehr als fünf Millionen Menschen in den Niederlanden 2023 meistens oder zeitweise von zu Hause arbeiten. Dementsprechend steigt die Gesamtzahl der Heimarbeiter seit 2021 langsam, aber stetig und zeigt, dass sich die niederländische Arbeitslandschaft im Wandel befindet.
Die meisten Menschen, die in den Niederlanden von zu Hause aus arbeiteten, taten dies zeitweise und somit nicht mehr als die Hälfte ihrer üblichen Arbeitszeit. Zwischen 2021 und 2023 stieg diese Zahl um fast 700.000 auf 3,8 Millionen. Dies ist auch im Zuge der Corona-Krise zu betrachten, welche die Flexibilität und die Akzeptanz von Fernarbeit erheblich erhöht hat. In Deutschland beispielsweise hat die gesetzliche Pflicht zum Angebot von Homeoffice während der Pandemie viele Arbeitsplätze in die eigenen vier Wände verlagert.
Flexibilität und Kaffeeklatsch
Attraktiv ist das Homeoffice vor Allem mit Hinblick auf gesteigerte Flexibilität, welche auch zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf beiträgt. Darüber hinaus lassen sich lästige Arbeitswege im überfüllten ÖPNV oder Staus im Auto vermeiden. Letztlich ein Argument, dass sich auch positiv auf das Klima auswirkt. Nichtdestotrotz bedeutet Homeoffice gleichermaßen, dass der Kaffeepausenklatsch wegfällt und KollegInnen seltener in den Austausch untereinander treten. Hier gilt jedoch, was dem einen gefällt, stößt dem anderen sauer auf. Ein großer Teil der Niederländer scheint seine Wahl getroffen zu haben.
Spitzenreiter der EU
Wenn es um die Arbeit aus dem Homeoffice geht, sind die Niederlande Spitzenreiter unter den EU-Mitgliedsstaaten. Im Jahr 2022 arbeiteten laut internationalen Zahlen des CBS 51 Prozent der ArbeitnehmerInnen in den Niederlanden von zu Hause aus. Insbesondere der Anteil der Beschäftigten, die angeben, manchmal im Homeoffice zu sein, ist in den Niederlanden hoch. Deutschland lag im internationalen Vergleich 2022 mit 24 Prozent knapp über dem EU-weiten Durchschnitt. Laut ifo ist der Freitag dabei der beliebteste Homeoffice-Tag in Deutschland. In 55 Prozent der befragten Unternehmen ist er der häufigste Tag für das Arbeiten von zuhause aus – gefolgt vom Montag mit 35 Prozent.
Branchenspezifische Trends
Die Nutzung des Homeoffice variiert stark je nach Branche und den verfügbaren Möglichkeiten. Sowohl in den Niederlanden als auch in Deutschland arbeiten Personen in IT-Berufen und kreativen oder sprachlichen Tätigkeiten am häufigsten von zu Hause aus. Im Jahr 2023 taten dies neun von zehn Niederländern zumindest manchmal. Personen in dienstleistungsorientierten Berufen, Transport- oder Logistikberufen nutzen das Homeoffice hingegen weniger häufig.
Trotz dieser Unterschiede ist das Homeoffice in der heutigen Arbeitswelt kaum noch wegzudenken. Im Durchschnitt verbringt ein Niederländer 15 Stunden pro Woche im Homeoffice, was fast zwei vollen Arbeitstagen entspricht. Diese Entwicklung spiegelt den zunehmenden Wunsch nach Flexibilität und Work-Life-Balance wider, der sowohl in den Niederlanden als auch in Deutschland zu beobachten ist.
Text: Vivien Caesar