2021 betrugen die Ein- und Ausfuhren Deutschlands mit den Niederlanden 206 Milliarden Euro. Größte Warengruppen sind weiterhin Energie, Chemie und Maschinenbau. Alle Warengruppen trugen jedoch zum Wachstum bei. Trotz Pandemie und Problemen mit den Lieferketten legt Handelsbilanz um rund 20 Prozent zu.
Schon die Novemberzahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) zur Außenhandelsbilanz zwischen Deutschland und den Niederlanden kündigten für 2021 einen Rekord an. Heute bestätigt sich, dass die Ein- und Ausfuhren zusammen eine historische Marke übersprangen. Insgesamt summierten sie sich auf 206 Milliarden Euro. Dies ist eine Steigerung um 20 Prozent gegenüber 2020. Während die Bilanz für Chemische Erzeugnisse weitgehend ausgeglichen ist, überragt der Import Mineralischer Brenn- und Schmierstoffe (Energie) den Export in die Niederlande um über 100 Prozent. Umgekehrt liefert Deutschland um den gleichen Faktor mehr Maschinenbauerzeugnisse inklusive Fahrzeuge in die Niederlande, als es umgekehrt von dort bezieht.
„Die Niederlande sind in Europa der wichtigste Handelspartner für Deutschland. Beide Seiten profitieren von ihren stabilen Volkswirtschaften auch in der Pandemie und trotz Problemen bei den Lieferketten“, kommentiert Günter Gülker, Geschäftsführer der Deutsch-Niederländischen Handelskammer (AHK Niederlande) in Den Haag.
Niederlande sind Deutschlands wichtigster Handelspartner nach China
Zum fünften Mal in Folge liegen die Niederlande vor den USA als zweitwichtigster Handelspartner für Deutschland. Während die Außenhandelsbilanz mit China 2021 ebenfalls um rund 15 Prozent zulegte und nun bei 245 Milliarden Euro liegt, kühlten die Handelsbeziehungen mit Großbritannien deutlich ab. Hier zeigen sich die Spätfolgen des Brexits. Betrugen die addierten Im- und Exporte mit Deutschland und Großbritannien 2020 noch rund 171 Milliarden Euro, sanken diese 2021 um fast fünf Prozent. Die saldierten Ein- und Ausfuhren Deutschlands mit den USA stiegen um 13 Prozent und betrugen 194 Milliarden Euro. Ebenso stiegen die Bilanzen mit Polen (+19 Prozent, 146 Milliarden Euro) und Italien (+23 Prozent, 140 Milliarden Euro). Die USA liegen mit rund 194 Milliarden Euro (+13 Prozent) auf Platz drei der wichtigsten Handelspartner Deutschlands. Frankreich belegt mit rund 164 Milliarden Euro und einem plus von zwölf Prozent den vierten Platz.
Standortpflege der Chemieindustrie für weitere Investitionen
Mit jeweils rund 38 Milliarden Euro bei Im- und Exporten dominieren Energie, Chemie und Maschinen die Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern. Ausgeglichen ist die Bilanz zwischen Ein- und Ausfuhren jedoch lediglich bei den Chemischen Erzeugnissen. Dies liegt vor allem an den hochentwickelten Verbundstandorten. „Die Chemieindustrie ist für beide Länder eine Schlüsselbranche. Um künftige Investitionen abzusichern, bedarf es allerdings einer gemeinsamen Standortpflege“, regt Gülker an.
Digitalisierung und Energie versprechen weiteres Wachstum
Besonders stark stiegen die Im- und Exporte in den Sektoren Energie und Maschinen. Die Niederlande lieferten 2021 mit rund 28 Milliarden Euro einen mehr als doppelt so hohen Warenwert mit Energieerzeugnissen, als sie aus Deutschland bezogen. Umgekehrt liefert Deutschland mit rund 28 Milliarden Euro einen mehr als doppelt so hohen Warenwert in die Niederlande bei Maschinen, Anlagen und Fahrzeugen. Beide Sektoren versprechen in Zukunft weitere Wachstumschancen für die Handelsbeziehungen beider Länder. Einerseits bietet die Digitalisierung Chancen für die Intensivierung und Vernetzung von Unternehmen und Branchen. Und angesichts geopolitischer Entwicklungen könnte die innereuropäische Zusammenarbeit weitere Wachstumsimpulse erhalten, von denen die Niederlande und Deutschland nur profitieren können. Dafür sei allerdings eine intensive Abstimmung der beiden neuen Regierungen notwendig, wünscht sich Günter Gülker: „In der Klimapolitik sowie dem Technologieaustausch eröffnen sich neue Chancen zur weiteren Vertiefung unserer Handelsbeziehungen. Vor allem beim Ausbau der Energieinfrastruktur mit Stromtrassen und Gas-Pipelines für Wasserstoff wünschen wir uns eine intensivere Zusammenarbeit, damit beide Länder ihre europäischen Klimaziele erreichen“, so Gülker. In der Summe blickt der AHK-Geschäftsführer positiv in die Zukunft der Handelsbeziehungen beider Länder. „Wenn sich die Lieferketten weiter erholen, erwarten wir für 2022 wieder ein starkes Wachstum im Handelsvolumen“.
Quelle: Destatis, Deutsch-Niederländische Handelskammer