Im Juni kamen in den Niederlanden auf 100 Arbeitslose 106 freie Stellen. Laut Landesstatistikamt CBS gab es das seit Beginn der Erfassung 2003 noch nie.
Es mangelt an Arbeitskräften in den Niederlanden. Das zeigen nicht nur die Zahlen oben – auch die sogenannte Leerstandsquote erreicht neue Höhen. Im zweiten Quartal des laufenden Jahres gab es 39 unbesetzte Stellen auf tausend Arbeitsplätze. Der bisherige Höchststand lag bei 34 und wurde vor der Pandemie Mitte 2019 erreicht.
Corona verschiebt die Kräfte
Die Gründe sind vielfältig. Durch den demografischen Wandel wird der erwerbstätige Teil der Bevölkerung immer kleiner und der Personalmangel nimmt zu. Dies zeigt sich in den Niederlanden vor allem im öffentlichen Dienst, zum Beispiel im Bildungswesen. Außerdem haben sich durch Corona die Kräfte auf dem Arbeitsmarkt verschoben. Beispiel: Gastgewerbe.
Sobald die strengsten Schutzmaßnahmen aufgehoben wurden, entstand in diesem Sektor ein enormer Personalbedarf. Doch viele Menschen, die früher dort gearbeitet haben und in der Krise ihren Job verloren, haben inzwischen andere Arbeitsplätze gefunden. Die Folge: Auf 1.000 Arbeitsplätze im Gastgewerbe kommen inzwischen 82 offene Stellen.
Handel und B2B-Dienstleistungen am stärksten getroffen
Die meisten offene Stellen gibt es im Nachbarland zurzeit im Handel. 64.800 waren es im zweiten Quartal dieses Jahres – ein Plus von 49 Prozent innerhalb von nur drei Monaten. Auf Platz zwei folgen B2B-Dienstleistungen. Hier werden 52.000 Mitarbeiter gesucht – 27 Prozent mehr als im ersten Quartal. Auf Platz drei ist die Kranken- und Altenpflege mit mehr als 45.000 unbesetzten Stellen, auf Platz vier die Industrie mit mehr als 27.000. Dicht darauf folgen das Gastgewerbe (knapp 27.000 offene Stellen), die IT- und Kommunikationsindustrie (knapp 24.000) und das Baugewerbe (mehr als 21.000 unbesetzte Stellen).
Die Unterstützungsmaßnahmen der niederländischen Regierung für Unternehmen während der Corona-Krise haben den Arbeitsmarkt ebenfalls beeinflusst. Laut CBS war die Zahl der Insolvenzen im Juli so niedrig wie seit 30 Jahren nicht mehr.
Quelle: CBS, FD