Wenn es um die Infrastruktur und die Mobilität der Zukunft geht, dann führt kein Weg an einer engeren Zusammenarbeit zwischen den Niederlanden und Nordrhein-Westfalen vorbei. Das war die zentrale Botschaft auf dem NRW-Niederlande-Forum „Vision Mobilität 2050“ auf der InfraTech in Rotterdam. Neben rund 120 Unternehmern und Fachleuten aus der Infrastrukturbranche beider Länder informierten sich auch Cora van Nieuwenhuizen, Ministerin für Verkehr und Wasserwirtschaft der Niederlande, sowie Hendrik Wüst, Minister für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, auf dem von Rijkswaterstaat und der Deutsch-Niederländischen Handelskammer (DNHK) organisierten bilateralen Forum.
„Die Niederlande betreiben mit NRW genauso viel Handel wie mit den USA“, sagte Ministerin van Nieuwenhuizen in ihrer Keynote. Schon jetzt gäbe es jeden Tag enorme grenzüberschreitende Güterströme auf der Straße, der Schiene und dem Wasser. Und die Tendenz sei steigend. In der Zukunft sei daher intelligente Infrastruktur gefragt. „Wir suchen beide nach denselben Lösungen und mit unserer vereinten Innovationskraft werden wir viel mehr erreichen als allein“, so die Ministerin.
NRW-Verkehrsminister Wüst sah die Niederlande dabei in der Vorreiterrolle. „Ich bin hierher gekommen, um von den Besten zu lernen“, sagte der CDU-Politiker. Die niederländische Infrastruktur genieße hohes Ansehen und sei in Europa die Nummer Eins und zähle weltweit zu den Top Vier. „Wir in NRW haben da noch viel aufzuholen“, betonte Wüst. Nicht nur was den Ausbau von Autobahnen, des Schienennetzes und des Breitbandnetzes betreffe, sondern auch was die Schnelligkeit der Projektplanung angehe. Wüst kündigte außerdem an, die grenzüberschreitende Infrastruktur künftig enger mit den Niederlanden abzustimmen.
Welche zukunftsweisenden Projekte schon jetzt in beiden Ländern existieren, zeigten drei informative Kurzvorträge den Forumsbesuchern. SmartwayZ.nl, ein Mobilitätsprogramm für intelligente Straßen in den Südniederlanden, bezieht nicht nur Autofahrer, Fahrradnutzer und ÖPNV-Kunden mit ein, sondern arbeitet auch eng mit Start-Ups aus dem Bereich Smart Mobility zusammen. Sie bekommen die Chance, Prototypen in der Realität zu testen und im Anschluss bis zur Marktreife zu entwickeln.
Im Ballungsraum Düsseldorf lernen derweil Autos und Infrastruktur miteinander zu kommunizieren. Das Projekt KoMoD, bei dem das Land NRW, verschiedene Unternehmen und wissenschaftliche Institutionen unter Federführung der Landeshauptstadt Düsseldorf zusammenarbeiten, hat dafür eine 20 km lange Teststrecke ausgewiesen, die innerstädtische Straßen ebenso umfasst wie Autobahnen. Hier sind die Versuchsfahrzeuge im normalen Verkehr unterwegs und verarbeiten dabei alle verfügbaren Verkehrsinformationen wie Warnschilder, Tempolimits, Alternativrouten bei Stau, Ampelprognosen oder freie Parkplätze, um so autonom durch den Verkehr zu steuern.
Von Rotterdam bis nach Sizilien reicht dagegen das europäische Projekt URSA MAJOR 2. Damit will die EU den internationalen Gütertransport zwischen den Niederlanden, Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien durch intelligente Straßeninfrastruktur verbessern. In den Niederlanden, die sich aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens schon sehr früh mit intelligenter Infrastruktur beschäftigten, wird das Projekt von Rijkswaterstaat, einer Behörde des niederländischen Ministerium für Infrastruktur und Umwelt, betreut. Zu den konkreten Vorhaben zählt zum Beispiel ein grenzüberschreitendes intelligentes Notfallmanagement, um Behinderungen durch liegengebliebene LKW so schnell wie möglich zu beheben, sowie das intelligent gesteuerte Kompaktparken, um die Ausnutzung von LKW-Parkplätzen zu verbessern.
Welche Perspektiven sich für weitere grenzüberschreitende Projekte ergeben, konnten die Teilnehmer anschließend in bilateralen Networking-Runden besprechen.
FOTO (v.l.n.r.): Ed Nijpels, Verhandlungsführer Klimaatakkoord; Floor Vermeulen, offizieller Vertreter der Provinz Süd-Holland; Cora van Nieuwenhuizen, Ministerin für Verkehr und Wasserwirtschaft der Niederlande; Hendrik Wüst, Minister für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen; Werner Schaurte-Küppers, Präsident der Deutsch-Niederländischen Handelskammer, und Maxime Verhagen, Vorsitzender des Branchenverbandes Bouwend Nederland (Fotocredit: Rijkswaterstaat)