Kuba hat 62 Unternehmen in der Sonderentwicklungszone von Mariel zugelassen. Auch ein deutsches Unternehmen nimmt dort nun bald seine Geschäfte auf.
In der Sonderentwicklungszone Mariel (ZEDM), dem Vorzeigeprojekt der kubanischen Regierung zur Anwerbung ausländischen Kapitals, sind derzeit 62 Unternehmen mit einem Investitionsvolumen von mehr als drei Milliarden US-Dollar zugelassen. Das berichteten staatliche Medien am Sonntag.
Diese Zahlen wurden während eines Arbeitsbesuchs von Präsident Miguel Díaz-Canel, seinem Vorgänger Raúl Castro und hochrangiger Regierungsvertreter in Mariel am Samstag genannt. Die Generaldirektorin der ZEDM, Ana Teresa Igarza, sagte laut der kubanischen Nachrichtenagentur ACN, dass von den 62 genehmigten Unternehmen 36 in Betrieb sind. Mehr als eine Milliarde US-Dollar der Investitionssumme ist bereits ausgeführt worden.
„Die Sonderentwicklungszone Mariel macht Fortschritte, es gibt viel mehr Erfahrung, es läuft gut, und wir werden alles daran setzen, dass es so bleibt“, erklärte Raúl Castro. In der ZEDM vor den Toren Havannas sind laut Igarza 21 Länder und 11 multinationale Unternehmen vertreten, und es wurden bislang mehr als 15.000 Arbeitsplätze geschaffen.
Zu den etablierten Unternehmen gehören Richmeat (Mexiko), ein Wursthersteller; Profood Service (Spanien), ein Lebensmittel- und Getränkelieferant für den Hotelsektor; das Logistikunternehmen Servicios Logísticos Mariel (Kuba); BrasCuba Cigarrillos, ein Joint Venture zwischen Brasilien und Kuba, sowie Firmen aus Belgien, den Niederlanden, Vietnam und Italien.
Als erstes deutsches Unternehmen wird sich PASI Mariel Service S.A. (PAMAS S.A.) in Mariel niederlassen und dort eine Produktion für Industrieventile und Hydraulik- und Pneumatik-Systeme errichten. Der Baubeginn ist bereits erfolgt; der Produktionsstart ist für das 2. Halbjahr 2022 geplant.
Nach den Plänen der Regierung muss Kuba für seine wirtschaftliche Entwicklung jährlich rund 2,5 Milliarden US-Dollar an ausländischen Direktinvestitionen anziehen, vor allem in Schlüsselsektoren wie Industrie, Agrar- und Ernährungswirtschaft, Tourismus, Bergbau, Biotechnologie, Erdöl und erneuerbare Energien. Rund um den Hafen Mariel, 45 Kilometer westlich von Havanna, wurde 2014 deshalb auf einer Fläche von 465 Quadratkilometern eine Sonderwirtschaftszone eingerichtet. Mitte desselben Jahres trat ein neues Gesetz zu Auslandsinvestitionen in kraft, das ausländischen Unternehmen Vorzugskonditionen gewährt und ermöglicht, in alle Sektoren der kubanischen Wirtschaft zu investieren, ausgenommen bleiben die Bereiche Gesundheit, Bildung und Militär. Wichtigste Sektoren für die ZEDM sind Logistikdienstleistungen, Biotechnologie, die biopharmazeutische Industrie und die fortschrittliche Fertigung.
Anfang November vergangenen Jahres weihte Kuba den modernen biotechnologischen Industriekomplex CIGB-Mariel ein, das erste Hightech-Industrie-Projekt in der ZEDM. Kurz darauf siedelte sich zudem ein neues Recycling-Unternehmen in Mariel an. Mit dem mit vollständig kubanischem Kapital gegründeten Unternehmen Reciclaje Mariel S.A. (REMASA) soll die Kreislaufwirtschaft gefördert und die Abfallbranche für ausländisches Kapital geöffnet werden. Trotz der Fortschritte ist Kubas Regierung unzufrieden mit der Anziehung ausländischer Investitionen und nimmt vor allem die Genehmigungsverfahren in den Blick.