Ein Vertreter der kubanischen Wirtschaft spricht von regem Interesse ausländischer Investoren. Die ersten Projekte sollen noch vor Jahresende den Betrieb aufnehmen.
Kubas Wirtschaftspolitik zielt darauf ab, Groß- und Einzelhandelsmärkte nicht nur für Waren, bestimmt für die Bevölkerung, zu schaffen und zu fördern, sondern auch für Zwischenprodukte, die die Reaktivierung der Wirtschaft ermöglichen. Das sagte Raúl Delgado Rodríguez, Technischer Direktor und Entwicklungsleiter der OSDE Grupo Comercializador de Productos Industriales y de Servicios, einer für die Vermarktung von Industrieprodukten und Dienstleistungen zuständigen Unternehmensgruppe, gegenüber Radio Rebelde. OSDE steht für Organización Superior de Dirección Empresarial, in etwa Übergeordnete Organisation für Unternehmensführung.
Im August hatte die kubanische Regierung die Möglichkeiten für den Umfang ausländischer Investitionen in den Handel ausgeweitet, um die Versorgung der Bevölkerung zu verbessern. Zur Reaktivierung des Handels setzt Kuba auf ausländische Investitionen. So wurde im Einzelhandel der Weg geebnet für Joint Ventures mit ausländischen Partnern. Im Großhandel sind neben Gemeinschaftsunternehmen auch internationale Wirtschaftsvereinigungen sowie Unternehmen mit 100 Prozent ausländischem Kapital möglich.
Nach der Verabschiedung der neuen Maßnahmen seien innerhalb von zwei Wochen in seiner OSDE mehr als 16 interessierte ausländische Unternehmen betreut worden, erklärte Delgado Rodríguez im Gespräch mit Radio Rebelde. Darüber hinaus habe eine weitere Gruppe von Unternehmen Interesse bekundet. „Wir haben uns mit Investoren aus so unterschiedlichen Ländern wie Vietnam, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Kanada, Russland, Spanien, Italien und Indien ausgetauscht. Für Südamerika sind wird mit Geschäftsleuten aus Argentinien und Uruguay zusammengekommen.”
Im Rahmen von Wirtschaftsforen, die vom Ministerium für Außenhandel gemeinsam mit der kubanischen Handelskammer veranstaltet wurden, stellte das zur OSDE Grupo Comercializador de Productos Industriales y de Servicios gehörende Unternehmen ALBUS S.A. sechs Projekte aus seinem Portfolio vor. Ziel dieser Projekte sei die Einrichtung von Märkten für Stoffe und Gewebe, der Groß- und Einzelhandelvertrieb von Wirtschaftsgütern sowie die Trocken- und Kühllogistik von Lebensmitteln, um nur einige zu nennen.
Delgado Rodríguez kündigte weitere Projekte an: „Es wird eine Plattform für den Online-Verkauf eingerichtet, ähnlich wie Katapulk und Supermarket23, mit dem Vorteil, dass alle zu vermarktenden Lebensmittel und Produkte im Land sind und somit keine Waren importiert werden müssen.“ Er fügte hinzu, dass ein weiteres Projekt für die Vermarktung im Großhandel in Arbeit ist. „Ich spreche von Gran Ferretero S.A., dem ersten vom Ministerium für Binnenhandel genehmigten Joint Venture, das noch vor Ende 2022 den Betrieb aufnehmen soll. Ein Unternehmen für die Vermarktung von Eisenwaren im weitesten Sinne und von Baumaterialien. Diese Einrichtung wird es den KKMU (Kleinst-, kleine und mittlere Unternehmen, Anm.) ermöglichen, Mittel und Produkte für die Entwicklung ihrer Unternehmen zu erwerben.“
Delgado Rodríguez wies darauf hin, dass eine Integration der heimischen Produktion geplant ist, die zum Teil durch ausländisches Kapital vorfinanziert werden könnte. „Bei allen Verhandlungen haben wir das Interesse Kubas an der Einbeziehung der nationalen Industrie in diese Projekte deutlich gemacht, und das war keine Ursache für Konflikte. Alle Unternehmer sind damit einverstanden, nationale Produktion in ihre Projekte einzubeziehen, was ihnen ermöglicht, die Kosten für den Transport von Waren zu senken.“